Hamburg. Der Verleger Samuel Fischer hatte ein reizendes Bild von seinem Berufsstand: "Dem Publikum neue Werte aufzudrängen, die es nicht will, ist die wichtigste und schönste Mission des Verlegers." Klingt lässig und edel und gut, bei der Verleihung des Karl-Heinz-Zillmer-Verlegerpreises bildete die denkwürdige Sentenz jedenfalls einen wunderbaren Subtext.

Ausgezeichnet wurde der Berliner Verleger Heinrich von Berenberg, er stammt aus Hamburg. Sein Berenberg-Verlag, 2004 gegründet, konzentriert sich vor allem auf biografische Literatur, Essays und Memoiren. "Jedes Buch ist ein intellektueller Trip, der Leser wird dabei nie enttäuscht, sondern macht eine Entdeckung nach der anderen", heißt es in der Jury-Begründung des mit 10 000 Euro dotierten Preises.

Wolfgang Schömel, Literaturreferent in der Kulturbehörde und Jury-Mitglied, schalt die Marketinggesetze des Buchmarkts ("Kritik am Markt ist aber nicht erwünscht") und stellte fest: "Ein essayistischer Verlag wie Berenberg ist von manchen Gesetzmäßigkeiten nicht betroffen." Muss aber auch um die Gunst des Publikums kämpfen: Nur sechs bis acht Bücher pro Jahr, alle handverlesen, macht der Verlag. "Mit diesen wenigen Titeln müssen wir auffallen", sagte von Berenberg, der lange Lektor bei Wagenbach war.

Sein Programm hat dem deutschen Publikum Autoren wie Léon Blum, Ben Hecht, Georg Brandes und A. J. Liebling beschert. "Berenberg ist seiner Zeit voraus", lobte denn auch Berenbergs Verleger-Kollege Jürgen Christian Kill (Liebeskind-Verlag).