Heute wird Claus Kleber, Moderator des “ZDF heute-journals“, mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt

Hamburg. Vielleicht wurde Claus Kleber auch deshalb einer der beliebtesten deutschen TV-Journalisten, weil er einmal zur falschen Zeit am falschen Ort war: Als am 9. November 1989 in Berlin die Mauer fiel, dümpelte er auf einem Segelboot vor der Karibikinsel Mustique. In völliger Verkennung der politischen Lage hatte er vier Tage zuvor seinen Urlaub angetreten. Das war für den Journalisten besonders misslich, weil er damals Chefredakteur des Berliner Senders Rias war.

Der verpasste Mauerfall machte es Kleber, der erst im Februar 1989 die Chefredaktion des Senders übernommen hatte, noch schwerer. Beim Rias stand er ohnehin unter verschärfter Beobachtung. Gegen die Berufung des damals 33-Jährigen hatte die SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus protestiert. Was wollte der Jungspund, in dem die Sozis - zu Unrecht - ein U-Boot der CDU sahen, bei dem Traditionssender, der einst von gestandenen Journalisten wie Egon Bahr geführt wurde?

So akzeptierte Kleber 1990 ein Angebot des NDR: Der Chefredakteur fing als einfacher Hörfunkkorrespondent in den USA wieder von vorn an. In seinem "Traumland", wie er es nennt, blieb er zwölf Jahre. Zuletzt war er Leiter des ARD-Büros in Washington. Diese Zeit prägt Kleber. Er schätzt den amerikanischen Nachrichtenjournalismus, der damals - das rechtspopulistische Fox News spielt noch keine Rolle - fair und ideologiefrei ist.

Als er als Redaktionsleiter und Erster Moderator des "ZDF heute-journals" nach Deutschland zurückkehrt, ist er "der Amerikaner unter den deutschen Nachrichtenmoderatoren", wie der "Tagespiegel" schreibt. Kleber, der beim Moderieren den Kopf leicht schräg hält, pflegt einen nüchternen, leicht ironischen Moderationsstil. Die Maxime von Hanns-Joachim Friedrichs, nach der ein guter Journalist einer ist, der sich "nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten", hat er stets beherzigt.

Es ist also kein Zufall, dass Kleber heute im Rolf-Liebermann-Studio des NDR mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus ausgezeichnet wird. Den Preis erhält er nicht nur für seine Moderationen. Der Journalist habe "mit Dokumentationen wie ,Die Bombe' vorbildlich gezeigt, wie man komplizierte Zusammenhänge und wichtige Themen für ein Massenpublikum verständlich und spannend darstellen kann", schreibt die Jury. Kleber sind solche Dokumentationen wichtig. Als er beim ZDF anfing, ließ er sich zusichern, große Reportagen machen zu dürfen. So entstanden Stücke wie "Menschen im Morgenland" und "Amerikas Kreuzzüge".

Der Jury-Vorsitzende Claus Richter spricht von "einer glücklichen Kombination": Kleber sei "fernsehbegabt und unabhängig". Diese Unabhängigkeit stellte er unter Beweis, als er 2009 einen Brief unterschrieb, in dem er und andere ZDF-Redakteure gegen die Weigerung der CDU-Mehrheit im ZDF-Verwaltungsrat protestierten, den Vertrag des damaligen Chefredakteurs Nikolaus Brender zu verlängern.

Womöglich kann Kleber auch Print. Der "Spiegel" wollte ihn Ende 2007 als Chefredakteur haben. Als ein Anteilseigner das der Fachpresse steckte, sagte Kleber ab. Die Laudatio auf ihn hält übrigens Stefan Aust, der Mann, den er beinah beim "Spiegel" beerbt hätte.