Die Ingolstädter Indie-Rocker “Slut“ begeben sich im Logo zurück zu ihren Wurzeln

Logo. "Begleite mich auf einen Trip in meinen Lieblingspool!" So in etwa ließe sich die Aufforderung übersetzen, die Slut-Sänger Christian Neuburger in dem Song "Favourite Pool" 1996 formuliert. Und angesichts der beiden ersten, lange vergriffenen Alben der Band, die nun remastered, also technisch aufbereitet, wieder veröffentlicht wurden, ist dieser Satz durchaus programmatisch zu verstehen.

Denn die Platte "For Exercise And Amusement" von 1996 sowie den Nachfolger "Interference" von 1998 zu hören, ist wie ein Sprung in ein lange nicht genutztes, aber reichhaltiges Reservoir. Immerhin steht das Quintett aus Ingolstadt für einen herausragend selbstverständlichen Umgang mit der englischen Sprache und für einen lässigen Sound, der Mitte der 90er eher an amerikanischen Colleges zu vermuten war. Wurde die Musik von Slut später minimalistischer und auch elektronischer, so erklingt auf den Anfangswerken noch ein sehr ursprünglicher Indie-Rock, der durch seine melodische wie melancholische Wucht berührt.

Die neu entdeckte Liebe zum guten alten Line-up aus Gitarre, Bass und Schlagzeug hat Slut nun dazu motiviert, sich auf ihrer aktuellen Konzertreise ebenfalls zurück zu den Wurzeln zu bewegen. Und das ganz offensichtlich nicht nur musikalisch, sondern auch räumlich. 2006 begab sich die Combo noch eindeutig Richtung Hochkultur, als sie am Ingolstädter Theater eine Inszenierung von Brechts "Dreigroschenoper" mit ihren Kurt-Weill-Interpretationen begleitete. Und letztes Jahr präsentierte die Band mit der Autorin Juli Zeh die gemeinsame "Schallnovelle Corpus Delicti" im geräumigen Grünspan. Für die "For Exercise And Interference"-Tour hingegen verschlägt es Slut nun ins schuhschachtelige Logo im Hamburger Uni-Viertel. Mehr "back to the roots" als auf der niedrigen Bühne dieses kleinen Klubs geht kaum. Doch egal welchen Auftrittsort mit welchem Repertoire Slut wählt, ausschlaggebend bleibt das selbst auferlegte Qualitätskriterium, das bereits bei der Arbeit im Studio beginnt: "Nur wenn sich bei allen Bandmitgliedern inklusive Produzent sämtliche Körperhaare aufrichten", erklärt Neuburger, "ist ein Lied tatsächlich abgesegnet."

Ähnliche physische Reaktionen dürfen auch bei der Vorband erwartet werden, die auf den schillernden Namen The Strange Death Of Liberal England hört, kurz TSDOLE. Was als Kommentar zur aktuellen politischen Lage ihrer britischen Heimat gelesen werden mag, ist jedoch dem gleichnamigen Buch von George Dangerfield aus dem Jahr 1935 entlehnt. Mit "Drown Your Heart Again" haben die fünf Folkrocker nun ihren zweiten Longplayer vorgelegt, auf dem vor allem die eindringliche Stimme von Sänger, Gitarrist und Superlockenkopf Adam Woolway für besagten Gänsehauteffekt sorgt.

Die Art und Weise, wie die druckvollen, aber auch pathetisch anmutenden Songs mit Gesang und Glockenspiel vom einzigen weiblichen Bandmitglied Kelly Jones verstärkt werden, brachte The Strange Death Of Liberal England in der englischen Musikpresse den Titel "Arcade Fire mit Tattoos" ein. Nicht von ungefähr. So sind gewiss Anleihen an die kanadische Formation auszumachen. Doch letztlich setzt The Strange Death Of Liberal England weniger auf das akustische Experiment, sondern - wie bei der ersten neuen Single "Rising Sea" - mehr auf Indie-Pop-Ohrwürmer. Ein schmissiger Sound jedenfalls, der das Logo in einen schweißgetränkten Pool verwandeln könnte.

Slut + The Strange Death Of Liberal England heute., 21.00, Logo (S Dammtor), Grindelallee 5, Eintritt Abendkasse: 19,-; www.logohamburg.de