Die Flo Peters Gallery zeigt bis zum 20. November eine Bild-Hommage für das verstorbene Rennsport-Idol Jochen Rindt

Flo Peters Gallery. Monza am 5. September 1970. Jochen Rindt ist guter Dinge, als er zum Abschlusstraining für den Großen Preis von Italien in seinen Boliden steigt. In der Punktewertung der Fahrer-Weltmeisterschaft liegt er mit großem Vorsprung an der Spitze, scheint in seinem revolutionären Lotus 72 unbesiegbar. Doch der Tod fuhr in der sogenannten goldenen Ära der Formel 1 immer mit. Das wusste auch Rindts Frau Nina, die ihrem Mann mit der Stoppuhr in der Hand hinterhersieht, als er auf die berüchtigte Hochgeschwindigkeitsstrecke schießt.

Der Sekundenzeiger streicht über die übliche Rundenzeit. Warten. Nina Rindts Blick geht ins Leere. Und dann bekommt sie die Nachricht: Beim Anbremsen vor der Parabolica-Kurve bricht eine Bremswelle, der Lotus prallt gegen die Leitplanke und wird zerrissen. Jochen Rindt stirbt noch auf dem Weg ins Krankenhaus.

"Entweder werde ich mit Lotus Weltmeister oder ich bin hin", sagte Rindt einer vielfach variierten Legende nach, als er 1968 bei Lotus unterschrieb. Mit Rindt starb nicht nur der erste Popstar der Formel 1, sondern auch die goldene Ära des Rennsports. Rindt war ihr tragischer Held.

Der 1942 in Mainz geborene Schlaks mit der eingedrückten Adlernase, der seine Eltern 1943 im Hamburger Feuersturm verlor und bei den Großeltern in Graz aufwuchs, hatte schon früh großes Talent, das er, mit deutschem Pass für Österreich startend, wie kein anderer in die Waagschale warf. Wo andere den Fuß vom Gas lupften, trat Rindt zu und driftete direkt an der Grasnarbe um die Kurven.

Und wenn er nicht gerade im Cockpit saß, initiierte er die PS-Messe "Jochen Rindt Show" (heute Essen-Motor-Show) oder ging mit Kamera und Mikrofon durch die Boxengasse und interviewte seine Fahrerkollegen - intelligent, charmant, nahbar und doch respektvoll nur "Herr Rindt" genannt. Dazu forderte er mit Kumpel Jackie Stewart vehement und wiederholt bessere Sicherheitsstandards für den Rennzirkus. Für ihn kamen sie zu spät.

Heute, 40 Jahre später in Zeiten der relativ sicheren, aber auch sterilisierten Geldmaschine Formel 1, sind Jochen Rindt, sein Schicksal und seine Zeit von zahlreichen Mythen umrankt. Und die Fotoausstellung "Jochen Rindt - der erste Popstar der Formel 1", die noch bis zum 20. November in der Flo Peters Gallery zu sehen ist, zeigt auch warum.

140 Bilder führender Motorsport-Fotografen wie Rainer Schlegelmilch, Ferdi Kräling und Alois Rottensteiner nähern sich sowohl in großen Streckenpanoramen als auch hautnah der Legende Rindt. Mit seinem verdreckten offenen Helm und dem eng am Kinn anliegenden feuerfesten Schal gleicht er einem Ritter nach der Schlacht, gezeichnet von den Strapazen. Im Rennen aber scheint er die Ruhe selbst, hängt 1966 in Monaco lässig wie ein Herrenfahrer im Windschatten eines verkrampften Denis Hulme.

Wie ein Fahrerfeld reihen sich Bilder voller phallischer Auspuffrohre, Öl, Schmutz, Gummiwalzen, Sonnenbrillen, Miniröcke, Koteletten und Zuschauer (direkt am Streckenrand!) aneinander: das automobile Mittelalter, faszinierend, letztendlich aber melancholisch und bedrückend.

Denn neben einer Fotoserie mit den letzten gemeinsamen Bildern von Jochen und Nina Rindt an jenem Schicksalstag 1970 berühren vor allem zwei Bilder, auf denen nur sein Lotus 72 zu sehen ist: einmal im August 1970, verhüllt mit einer schwarzen Schutzplane wie eine vorbereitete Totenhülle. Und dann das Wrack, 1995 zufällig in einer Privatgarage in Monza aufgefunden. Der Lotus ist völlig zerstört und doch scheinbar unangetastet. Untot.

Das ist nicht die einzige bittere Ironie der Legende Jochen Rindt. Der Mann, der sagte: "Entweder werde ich mit Lotus Weltmeister oder ich bin hin", lag am Ende der Saison 1970 immer noch in Führung. Den posthum verliehenen Weltmeisterpokal nahm die Witwe Nina Rindt entgegen.

Jochen Rindt - der erste Popstar der Formel 1 bis 20.11., Mo-Fr 12.00-18.00, Sa 11.00-15.00, Flo Peters Gallery (U Messberg), Chilehaus C, Pumpen 8; www.flopetersgallery.com