Die australischen Geräuschkünstler Tame Impala apielen am 11. November in der Beatlemania

Hamburg. Zuerst eiert eine Gitarre, so richtig schön kreiselnd. Dann setzt ein schepperndes Schlagzeug ein, und dann steht da eine Stimme lotrecht im Raum. "I wanted her", singt sie, so begeistert und aufrichtig wie ein Pennäler, der sich vorm Herrn Direktor einen zurechtlügt und behauptet, er möge Physik. Kevin Parker singt sehr gelangweilt, sehr nölig und sehr bekifft, es ist ganz herrlich. Parker ist der Kopf der australischen Rockgruppe Tame Impala, die morgen endlich ihr erstes Album "Innerspeaker" auch in Deutschland veröffentlicht.

Sie sind spät dran, die vier Musiker, denn EPs und Singles von Tame Impala kursieren bereits seit zwei Jahren. Sie gaben Anlass zu höchsten Hoffnungen; man wähnte sich beim Hören von Songs wie "Solitude is Bliss" ganz tief im Archiv der guten, wahren und edlen Rockmusik, als Gitarren noch trocken knarzten und der Blues saftig aus allen Poren eines Sounds tropfte, der vor allem im kreiselnden, "psychedelisch" genannten Pulsen seinen Charakter bekam. Diese Musik kommt aus den Sechziger- und Siebzigerjahren, sie nennt die Beatles ("Revolver"!), die Byrds und die Doors als ihre Ahnen.

Die Ära des psychedelischen Rock ist zuletzt wieder häufiger zitiert worden, zum Beispiel von Animal Collective, MGMT und den Ganglians. So griffig und verspielt wie Tame Impala brachte freilich keiner das Epigonentum zustande. Parker, der vorher in einer Band namens Dee Dee Dums seinen Hang zum Vergangenen auslebte, ist das unumstrittene Mastermind Tame Impalas. Die Nostalgie der Band ist so rührend wie großspurig, wie so oft, wenn sich die enthusiastische Jugend der Erfindungen der Altvorderen bemächtigt.

Aber man muss schon auch gute Songs schreiben, wenn man nicht lediglich Hendrix- und Love-Soundalike sein will. Songs wie "Ludicity" und "Expectation" haben den Bums und die Qualität, um einen im Tanzschuppen an die Wand zu drücken. Altmodisch? Ja, klar, aber die Kleptomanen unter den Geräuschkünstlern sind uns am Ende doch mindestens genauso viel wert wie die Pioniere, die Popstreber und die Extra-Geistreichen. "Psychedelic hypno-groove melodic rock music" nennt die Band ihre Musik übrigens selbst, und das ist doch schon mal eine gute Beschreibung, die lieber zu viel als zu wenig Worte macht. Sie verstellt nicht den Blick darauf, wie einfach ein guter Rocksong sein kann: Wenn Gitarre, Schlagzeug, Bass, Gesang und ordentlich Hall mehr sind als die Summe der einzelnen Teile, dann erobert Rock mal wieder die Welt.

Tame Impala Innerspeaker (Rough Trade). Konzert 11.11., 21.00, Beatlemania. Karten 13,90 Euro im Vorverkauf