“New Burlesque“ und Selbstporträts von Katharina Bosse in der Galerie Robert Morat

Auf den ersten Blick könnte der Kontrast kaum krasser sein, der zweite offenbart eine enge Verwandtschaft in der Wahrnehmung des Weiblichen. In einem Raum der auf zwei Ladenwohnungen verteilten Galerie Robert Morat in der Neustadt hängt eine Auswahl der prächtigen Fotos aus der Serie "New Burlesque", die Katharina Bosse bereits Anfang des Jahrtausends in den USA aufgenommen hat. Die Bilder zeigen selbstbewusste, erotisch kostümierte Frauen, die das Vergnügen am verführerischen Tanz miteinander verbindet. Diese von Model-Gardemaßen meist weit entfernten Damen wirken entschieden zum Mondänen entschlossen, auch das oft eher triviale Dekor kann ihrer Haltung nichts anhaben.

Im Hinterzimmer des anderen Raums hängen einige Bilder, bei deren Betrachtung wahrscheinlich die meisten der "New Burlesque"-Models vor Scham und Verlegenheit in den Boden versinken würden. "A Portrait of the Artist As A Young Mother" nennt Katharina Bosse ihre extrem inszenierten Selbstporträts. Die bei den "Burlesque"-Bildern sorgsam verhüllt bleibende Nacktheit springt hier umso unausweichlicher ins Auge. "Nachdem ich sechs Jahre in New York gelebt hatte", schreibt die 1968 in Turku (Finnland) geborene und in Kirchzarten aufgewachsene Fotografin, "zog ich nach Deutschland und wurde schwanger. Nichts in meiner Karriere als Fotografin und Künstlerin hatte mich auf diese Erfahrung vorbereitet ... ich fühlte mich plötzlich wieder wie ein Teenager, weil ich mich so rasch in jemand anders verwandelte und nicht wusste, was dabei herauskommen würde."

Auf der Suche nach (Leit-)Bildern von Mutterschaft wurde Katharina Bosse nicht zufriedenstellend fündig, also machte sie sich selbst an die Verfertigung solcher Bilder. Zwischen 2004 und 2007 gebar sie zwei Kinder, die einzeln oder zu zweit wesentlicher Bestandteil jedes dieser drastisch idyllischen Fotos sind. Bilder vom Stillen (Tabu-Thema Nummer eins in der amerikanischen Öffentlichkeit), lustig überspitzte Inszenierungen (Mutter Katharina hängt mit Kind auf der Hüfte im Freien nicht Wäsche auf, sondern ihre frisch entwickelten Fotos), sarkastische Kommentare zur ambivalenten Glücksbeziehung zwischen Mutter und Kind(ern) - die Skala der wenigen Motive reicht weit.

Bosses 1,25 mal 1,60 Meter große Bilder wurden auf wichtigen Ausstellungen gezeigt. Kürzlich bekam die Künstlerin, die auch als Fotografin für Zeitschriften und Magazine arbeitet und an der Fachhochschule Bielefeld Fotografie lehrt, den Gabriele-Münter-Preis zuerkannt. Eine Kollektion vor Kurzem entstandener Blumenbilder komplettiert die Schau; sie ist Bosses erste Einzelausstellung in Hamburg.

Katharina Bosse Fr 5.11., 18.00 (Vernissage; Ausstellung bis 15.1.), Robert Morat Galerie (U Messberg) Kleine Reichenstraße 1, Di-Fr 12.00-18.00, Sa 12.00-16.00, n. V., T. 32 87 08 90