“Der Sommer des Kometen“ in der Abendblatt-Krimi-Edition

Wer einen Krimi von Petra Oelker zur Hand nimmt, kann sich darauf verlassen, dass das Drumherum stimmt. Alles, was die Figuren essen, ihre Kleidung, ihr Mobiliar entspricht exakt der Zeit, in der die Hamburger Autorin ihre Geschichte ansiedelt. Die kriminelle Handlung wird da fast zur Nebensache. Der Rechercheaufwand muss dagegen immens sein - auch in "Der Sommer des Kometen" (1998).

Die Kaufmannsstadt Hamburg im Jahre 1766 wird zum Schauplatz eines Dramas um Liebe und Geschäfte in einem ungewohnt schönen Sommer. Man spürt die drückende Schwüle. Es dampft aus den Fleeten und Gassen der Altstadt. Mehrere Erzählstränge kreuzen sich hier. Die Beckersche Komödiantengesellschaft hofft auf ein Theaterstück des Dichters Billkamp, doch der stirbt unter mysteriösen Umständen. Parallel hat die Hamburger Kaufmannsfamilie Hermanns Sorgen mit der Herzensdame ihres Sohnes Christian. Die Mutter der von ihm begehrten Lucia ist gegen die Verbindung. In Lucias Mutter begegnet Vater Claes Hermanns ausgerechnet seiner Jugendliebe Gunda wieder. Obendrein steht ein seltsamer Kometenbeschwörer auf dem Gänsemarkt und sagt Unheil voraus.

Oelker verfasste 1997 mit 50 Jahren ihren ersten Roman, "Tod am Zollhaus", und schuf die burschikose Schauspielerin Rosina und den Großkaufmann Claes Hermanns. Trotz ihrer grundsätzlich verschiedenen Leben, hier der erfolgreiche Geschäftemacher, dort die fahrende Komödiantin, harmonieren beide als hartnäckiges Ermittlerduo.

Man folgt den Ereignissen, als wäre man per Zeitmaschine in eine andere Welt versetzt. Farbenfroh schildert Oelker die Kaufmannsszene mit den Kontoren, dem lebendigen Treiben in den Kaffeehäusern. Liebesdrama, Kriminalstory und ein exakt recherchiertes Historienporträt verbinden sich zu einer wahrhaft lebensnahen Geschichte.