Die Kunstmesse “Index“ feiert zehntes Jubiläum und wird für Kenner und Käufer immer interessanter

Kunsthaus. Die ersten zehn Jahre sind geschafft. Ab heute feiert die Hamburger Kunstmesse "Index" im Kunsthaus ihr erstes rundes Jubiläum. Bis Sonntagabend gibt es dort überwiegend junge Kunst aus Hamburg nicht nur zu sehen, sondern auch zu kaufen. Zur Krönung der Feierlichkeiten wird wenige Tage später, ebenfalls im Kunsthaus, der neu eingerichtete Index-Kunstpreis verliehen.

Nach mehr oder weniger gescheiterten Versuchen, im vergangenen Jahrhundert in Hamburg eine international bedeutsame, große Messe mit moderner Kunst zu etablieren, konnte sich "Index" gleichsam aus dem Nichts erfolgreich etablieren. Gewiss ist hier keine Art Basel oder ein Berliner Artforum zu erwarten, eher eine kleine, lokale Insidermesse mit jedoch wachsendem Interesse auch von auswärts. Vergleichsweise gering fallen Messefläche und Kunstangebot aus. Und Galerien sind hier sowieso fehl am Platze.

Elena Winkel konzentriert sich auf die Zwischengeneration der jungen Kunst

Von Anfang an organisierte Elena Winkel, zuerst mit Partnerin, heute mit fünfköpfigem Beraterteam, die als Verkaufsausstellung titulierte Messe. Mit ihrem Team konzentriert sich die Kuratorin, Kunsthistorikerin, ehemalige Mitarbeiterin an der Hochschule für bildende Künste und seit geraumer Zeit auch Galeristin der Galerie Conradi dabei vornehmlich auf die Zwischengeneration junger Kunst. Künstler, die noch in der Ausbildung oder bereits auf beiden Beinen stehen, bestimmen das Angebot auf "Index".

Auffallend zeichnerisch, mehr sinnlich als konzeptionell, eher feminin als kantig-aggressiv ist "Index" diesmal ausgerichtet. Eine weiße Skulptur wie die doppelköpfige, an Douglas Adams' zweihäuptigen Zaphod Beeblebrox erinnernde Frauenbüste mit Schweinezunge von Rebecca Thomas bildet da eine Ausnahme. Solch surreale Materialkombination ist eher selten anzutreffen. Stattdessen dominieren feine Lineaturen - orientalische Ornamentanmutungen von Ergül Cengiz, Porträtzeichnung von Eiko Borcherding, Architekturimpression von David Pawelczyk, humorvolle Blätter von Stefan Sandrock, arabeske Entwürfe von Dirk Meinzer und Anke Wenzel. Oder farbige Malerei zwischen Rückbesinnung auf die Abstraktion bei Julia Fuchs, Yuko Kakehi oder Lawrence Power und farbkräftig-realistischem bis poetischem Auftritt, u. a. mit der Estin Marju Ago oder der Polin Gosia Machon.

Traditionelle Wandbilder, Zeichnungen und Malerei bestimmen das Bild

Für atmosphärische Stimmung sorgt Martin Meisers "Postbote im Regen", für galaktische Nachtimpressionen Birgit Wudtke. In ihrem dunkelblau leuchtenden Gemälde treffen sich Mikro- und Makrokosmos irgendwo in den unendlichen Tiefen des Weltalls.

26 Künstler zeigen rund 150 Arbeiten. Neben Skulptur, medialer Kunst sowie einer experimentellen Installation von Thomas Jeppe überwiegen traditionelle Wandbilder, Zeichnungen und Malerei wie die Arbeiten des Wilhelmsburgers Marcel Petry. Kein Trend, wie Elena Winkel betont, aber Ausdruck für die materielle Vielseitigkeit und thematische Unterschiedlichkeit in diesen traditionellen Formaten.

Anlässlich des Jubiläums neu im "Index"-Aufgebot ist der von der Berenberg Bank gestiftete "Index"-Kunstpreis 2010. Eine Fachjury, besetzt u. a. mit den beiden Hamburger Ex-Direktoren Yilmaz Dziewior (Kunstverein) und Christoph Heinrich (Galerie der Gegenwart), hat aus 180 ehemaligen und aktuellen "Index"-Künstlern 26 für den Preis nominiert. Mit Ausstellung und Publikation werden die Nominierten vom 16. bis 26.11. vorgestellt.

Wer die Auszeichnung in Form einer Monografie erhält, darüber entscheiden außerdem Sabrina van der Ley (Galerie der Gegenwart), Cristina Steingräber (Hatje Cantz), Dirk Luckow (Deichtorhallen) und Harald Falckenberg (Sammler).

"Index 10" 5.11.-10.11., Fr 19.00-24.00, Sa/So 11.00-19.00, Kunsthaus (S/U Hauptbahnhof), Klosterwall 15; www.index-hamburg.de