Was beim Konzert der Girl-Band Warpaint auf den ersten Blick seltsam ungelenk wirkte, entpuppt sich als konzentrierte Musikerarbeit.

Hamburg. Es ist keine leichte Bürde, als die Hype-Band des Jahres zu gelten. In Hamburg scheint der Alarm, den die Popwelt derzeit um vier junge Frauen aus Los Angeles betreibt, die sich Warpaint nennen, noch nicht ganz angekommen zu sein. Zu drei Vierteln ist das Uebel & Gefährlich gefüllt. Das Quartett hüllt sich ganz ohne Kriegsbemalung zaghaft aus dem Nebel. Und dann wummern die Akkorde los, die Gitarren wabern progressiv und zaubern Goth-Blüten, die aufs Düsterste blühen.

Die vier Grazien beherrschen die Posen des verschämten Shoegazer-Rock, zelebrieren sie jedoch anders als der Hype des vergangenen Jahres, The XX, mit kleinen, aber gewichtigen Rock-Posen. Der Überschuss an Hall und Echo lässt die Musik wie aus einem Zwischenreich wirken. Auch ein wenig wie aus den goldenen 70er-Jahren. Von "Undertow" oder "Set Your Arms Down" bis hin zu dem dramatischen "Composure" zeigt sich, dass diese Band auf ihrem aktuellen Album "Fool" ausnahmslos höchst variantenreiche Sahnestücke des großen Melodrams versammelt. Auch die muntersten Songs des Minialbums "Exquisite Corpse" wie "Elephant" betören.

Was live auf den ersten Blick seltsam ungelenk wirkt, entpuppt sich als Musikerarbeit in vollendeter Konzentration. Die schwarz-gewandete Gemeinde aus alten The-Cure-Bewunderern und jungen Freestyle-Anhängern kommt langsam inwendig in Schwung. Emily Kokai, Theresa Wayman, Jenny Lee Lindberg und Stella Mozgawa kreuzen Zartheit und Depression, Schönheit und Todessehnsucht. Nie war das Sanfte progressiver.