Magdalena Kozená interpretiert Liebesbriefe

Die Liebe ist ein seltsames Spiel - und seit Jahrhunderten ein zentrales Thema der Kunst: Maler, Dichter und Komponisten haben sich Amors Treiben gewidmet und dabei die unterschiedlichsten Facetten des Gefühls beleuchtet. Die Romantik war dabei sicherlich ein Höhepunkt des Schwärmens, Schmachtens und Vergehens. Stichwort "Schöne Müllerin", "La Bohème" oder "Tristan und Isolde".

Doch das ist nur ein Ausschnitt, sozusagen die Spitze des glühenden Eisbergs. Wie intensiv Liebe, Lust und Leid schon von den frühbarocken Komponisten besungen wurden, ist im Programm von Magdalena Kozená mit dem Titel "Lettere amorose" ("Liebesbriefe") zu erleben. Da vereint die tschechische Mezzosopranistin - seit Jahren mit dem Dirigenten Simon Rattle verbandelt - Stücke von Claudio Monteverdi, Johann Kapsberger oder Barbara Strozzi zu einem Reigen intimer Geständnisse, bitterer Klagen und süßer Träume. "Was ich an dieser Zeit und ihrem Repertoire sehr interessant finde, ist, dass der Begriff von Liebe damals sehr viel weiter gefasst war als heute. Die menschliche Liebe und die Liebe zu Gott wurden nicht so voneinander getrennt gesehen wie jetzt", sagt Kozená. "Auch ein Lied, das sich den Gefühlen für Gott oder Jesus widmet, konnte durchaus sehr erotisch sein!"

Wie die Melodien und Harmonien arrangiert und umgesetzt wurden, blieb den Musikern zu einem Großteil selbst überlassen. Dementsprechend spielte die Improvisation in der Barockzeit eine wichtige Rolle - und das ist auch beim kammermusikalisch besetzten Ensemble Private Musicke zu erleben, das Magdalena Kozená begleitet und auch einige Instrumentalstücke beisteuert. Ab und zu gibt der Leiter Pierre Pitzl seinen Musikern per Kopfnicken den Einsatz für ein spontanes Solo; die Verzierungen können sich verändern, und auch die Tempi sind nicht in jedem Konzert gleich.

Magdalena Kozená: Lettere amorose Do 4.11., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Tickets zu 9,- bis 55,- an der Abendkasse; Internet: www.kozena.cz ; CD zum Programm erschienen bei Deutsche Grammophon