Der Abend mit Carl Barât, der jenseits seiner Bands The Libertines und Dirty Pretty Things solo unterwegs ist, war musikalisch kontrastreich.

Hamburg. Einige der 400 Fans im Uebel & Gefährlich wundern sich sichtlich, als Carl Barât die beiden größten Hits seines Solodebüts gleich zu Beginn des Konzerts spielt. "Je Regrette, Je Regrette" macht den Anfang, "Run With The Boys" folgt. Was soll denn jetzt noch kommen? Das selbstbetitelte Album "Carl Barât" erhielt schließlich eher durchwachsene Kritiken.

Dieser Eindruck verflüchtigt sich auch nicht, als der Londoner den Libertines-Hit "The Man Who Would Be King" an dritter Stelle spielt. So mancher Nostalgiejünger ist begeistert, einige Gesichter suggerieren Mitleid; es gibt vereinzelte "Buh"-Rufe, die einfordern, dass er sich auf sein eigenes Werk konzentriert und nicht auf das der Libertines verlässt. Barât blickt über die Menge hinweg, Brust und Hals wie bei einer Hinrichtung entblößt.

Doch nach einiger Zeit geht die Rechnung des Frontmannes auf: Seine Solosongs unterscheiden sich vom Indie-Rock seiner Bands The Libertines und Dirty Pretty Things. Auf die schmissigen Indie-Hits folgt der reduzierte Kammer-Pop-Rock der Soloplatte: Sechs Musiker, die Gitarren eingetauscht gegen Cello, Kontrabass und Klavier, entwickeln sich bedacht zu den Gewinnern des Abends.

"Carve My Name" berührt auch den größten Chartsjäger, "So Long, My Lover" demonstriert die Qualität von Carl Barâts neuen Solosongs, bis dann in der Zugabe mit dem Libertines-Klassiker "Don't Look Back Into The Sun" das Konzert noch mal abgerundet wird. Da kam also doch noch was.