Wenige Bands schaffen es, einen leeren Saal zum Kochen zu bringen. Aber der Amsterdam Klezmer Band ist es in der Fabrik gelungen.

Hamburg. Das Licht geht aus, die Band tritt auf, und auf einmal merkt niemand mehr, dass die Fabrik am Sonntag mit 250 Leuten mehr als schlecht besucht ist. Sieben Musiker stehen auf der Bühne, deren erklärtes Ziel es zu sein scheint, jeden Einzelnen an den Rand des Zusammenbruchs zu führen. Und die vielen Lücken beim Konzert der Amsterdam Klezmer Band sind schnell kein Nachteil mehr. Denn jede Menge freier Raum heißt auch: viel Platz zum Tanzen! Wem die Puste ausgeht, der wippt mit, still steht kaum jemand während der 100 Minuten.

Wie auch, die Musik, eine wunderbare Mischung aus Klezmer, Osteuropäischem und Orientalischem, Swing und Ska geht ohne Umweg über das Gehirn direkt in die Füße und verlangt nach Bewegung. Diese Band würde sogar eine Versammlung von Kaninchenzüchtern begeistern.

Dabei sah es vor Beginn fast schon trostlos aus in der Fabrik, man fragte sich ernsthaft, wie überhaupt Stimmung aufkommen soll, geschweige denn, wer die Jalla-Party im Anschluss an das Konzert feiern wollen würde.

In dem Glauben, Allerheiligen sei ein bundesweiter Feiertag, organisierten Ruben Gehrke und Dimitri Voulgarakis aus Bayern Konzert und Party, dachten, dass auch die Hamburger am Montag frei haben würden, um nach einem Abend voller jüdischer Musik auszuschlafen, katholischer Feiertag hin oder her. An der Logik war soweit nichts auszusetzen: außer dass hier im Norden Allerheiligen ein ganz normaler Arbeitstag ist, ohne Heiligenverehrung oder der Möglichkeit, sich von einer ausschweifenden Party zu erholen.

Bei der nächsten Jalla-Worldmusic-Party in der Fabrik können sich Gehrke und Voulgarakis wieder auf den Kalender verlassen: Der 19. November ist ein Freitag. Egal, ob in Amsterdam, Bayern oder Hamburg.