Mit einem durchgeplanten professionellen Auftritt begeisterte die Band knapp 12000 Fans. Die Individualität blieb jedoch auf der Strecke.

Hamburg. Ein Shoppingrausch im Merchandising-Bereich von Linkin Park kann wirklich teuer werden: Die 30 Euro für das unvermeidliche Band-Shirt wandern noch zähneknirschend über den Tresen, immerhin sind die Herren ja Weltstars. Aber 70 Euro für einen Kapuzenpullover, jeweils 20 Euro für Tour-Kaffeebecher und Druckguss-Schlüsselanhänger sind schlicht unverschämt.

Vielleicht sind ja die beiden Kameraleute, die während der gesamten 95 Minuten um Chester Bennington, Mike Shinoda und die anderen herumwuseln, der große Kostenfaktor. Immerhin nutzen sie sämtliche Effektprogramme, die die Kameras hergeben: Thermobilder, wüste Vektoroptiken und dadaistisch verfremdete Nahaufnahmen werden auf die beiden riesigen Leinwände hinter der Band projiziert. Viel Optik, wenig Sinn.

Möglicherweise sind es auch die Rechte an den berühmten Reden, die im neuen Album verwurstet wurden. Ob der Vater der Atombombe, Robert Oppenheimer, Bürgerrechtler Mario Savio oder Martin Luther King: Vor Linkin Parks Zitierwut ist kaum jemand sicher. Den knapp 12 000 in der O2 World gefällt's, man hat sich mittlerweile an den deutlich elektronischeren Sound von "A Thousand Suns" gewöhnt.

Wahre Euphorie kommt aber erst bei den wohlbekannten Stücken auf: "One Step Closer", "Breaking The Habit" und die aus den Hasbro-Werbefilmen "Transformers" bekannten "What I've Done" und "New Divide" werden frenetisch gefeiert.

"In The End" lässt einen das Konzert ein wenig gefühllos zurück, "Numb" halt. Man hätte sich mehr Individualität, weniger durchgeplante Professionalität gewünscht. Und auf den schweineteuren Kaffeebecher musste man "aus Sicherheitsgründen" auch bis nach der Show warten.