Hamburg. Da kommt er hereinscharwenzelt, dieser Ulrich Tukur, das Hohner-Hüttenakkordeon aus dem Jahre 1934 umgeschnallt und singt Domenico Modugnos Lied über den Mann im Frack. Eine Gestalt "wie aus einem Traum gemacht", erklärt der Interpret.

Ein passender Auftakt für einen Abend, der das Publikum im St.-Pauli-Theater auf eine Reise durch Euphorie, Schmerz und Wahnwitz der Nacht führen sollte. Zu diesem Thema hat Tukur jüngst bei der Deutschen Grammophon die Platte "Mezzanotte" veröffentlicht.

Am Sonnabend präsentierte er die Schlager und Chansons in einem szenischen Konzert. Berührend, gewitzt, im Schweiße seines Angesichts und zu Recht umjubelt. Tukur, dieser Musiker, Schauspieler, Humorist und Charmeur, beherrscht die Facetten der Bühnenkunst bis ins Detail: die kokett hochgezogene Augenbraue, das kesse Schmunzeln, das joviale Fingerschnippen. Wie eine kraftvolle Version des kultiviert steifen Sängers Max Raabe erneuert er die Ära der 20er- bis 40er-Jahre.

Während das siebenköpfige Orchester unter Leitung von Lutz Krajenski tadellos aufspielt, wechselt Tukur gekonnt durch die nocturnen Stimmungen. Vom beschwingten "Du und ich im Mondenschein" bis zur abgründigen Piano-Ballade "Die Großstadt träumt" liegen emotional Lichtjahre.

Zwischen den Liedern stellt der 53-Jährige dem ausverkauften Saal in poetischen Bonmots und pointierten Rollenspielen die Nachtgestalten vor. Vom seitenspringenden Geschäftsmann bis zur Varietétänzerin. Albern, derbe, finster, überdreht und schwelgerisch sind diese Figuren. So wie Tukur selbst in dieser Nacht. Chapeau!

Weitere Termine: 15.11., St.-Pauli-Theater; 1.12., Schauspielhaus