Vergangenen Dienstag beschloss der Vorstand des Kölner Zeitungshauses M. DuMont Schauberg (" Kölner Stadt-Anzeiger ", " Frankfurter Rundschau ", " Berliner Zeitung ", " Hamburger Morgenpost ") Maßnahmen für eine digitale Bildungsoffensive. "Die Mitarbeiter nutzen alle Medienkanäle, um für ihre Inhalte zu werben", heißt es in einem internen Papier. Sie bewegen sich dabei "nach Möglichkeit auch beruflich in den sozialen Netzwerken".

Die für die Vorstandssitzung erstellte Vorlage wurde schon vor längerer Zeit verfasst. Den Zeitpunkt der Beschlussfassung kann man aber für suboptimal halten. Schließlich gibt es einen Verlagsmitarbeiter, der schon jetzt alle erdenklichen digitalen Medienkanäle - ob Blogs oder soziale Netzwerke - aktiv nutzt, dabei aber keine sonderlich glückliche Figur abgibt. Verlegersohn Konstantin Neven DuMont , der auch Vorstand für Unternehmensstrategie und Kommunikation ist, soll bekanntlich unter zahllosen Pseudonymen wirre Kommentare im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier verfasst haben. Neven DuMont bestreitet das. Und womöglich ist er im Netz ja auch nur wegen der neuen Digitalstrategie seines Hauses unterwegs, die schon Ende Mai formuliert wurde.

Neu an den nun gefassten Beschlüssen ist, dass alle "redaktionell und kundennah im Markt arbeitenden Mitarbeiter auf Dauer einen Tablet-Computer und ein Mobile Phone" bekommen sollen. Die Finanzierung der Maßnahme ist wohl noch offen. Nachgedacht wird über ein Darlehensmodell. Im ersten Quartal 2011 müssen die Mitarbeiter einen Sonnabend opfern, um sich zwischen 10 und 16 Uhr schulen zu lassen. Alle Redakteure und "ausgewählte Verlagsmitarbeiter erhalten eine Online-Profilseite" mit Profilbild, Kurzbiografie, publizierten Artikeln, "aber auch Statusmeldungen auf Facebook und Twitter". Wie solche Statusmeldungen aussehen könnten, steht auf einer beiliegenden Musterprofilseite. Dort meldet der fiktive Netzreporter Jan Hölz via Twitter und Facebook: "Beobachte seit Mittag die Kollegen von DuMontVenture dabei, wie sie mich beobachten. Faule Bande."

Verlegersohn Neven DuMont war bei der Vorstandssitzung, in der die Maßnahmen durchgewunken wurden, zugegen. Wie es scheint, hat die Affäre um die Kommentare im Niggemeier-Blog für ihn keine Konsequenzen.

Als Dichter hat sich der Geschäftsführer der Essener WAZ-Gruppe Bodo Hombach versucht. Anlässlich des 50. Geburtstags von WAZ -Chefredakteur Ulrich Reitz verfasste er das fast dreieinhalb Seiten lange Versepos "Der Chefredakteur". Ein Auszug: "So wie sein Herz für die Milden und für die Wehrlosen schlägt, / tritt er den Mächt'gen entgegen und stellt ihnen bohrende Fragen, / grad wie der Zahnarzt ins Tiefe sich wühlt mit kreisendem Werkzeug. / Erst wenn es eindeutig schmerzt, ist er an der richtigen Stelle." Nun ja. Immerhin schätzt Hombach sein Talent realistisch ein. Gegen Ende des Stücks heißt es: "Ach, mit Homer verbinden mich nur drei Lettern des Namens ..."

Der einstige NDR-Redakteur Tobias Plöger arbeitet nun für die Pressestelle der Brillenkette Fielmann. Das wäre nicht weiter der Rede wert, wenn nicht am 24. September 2009 das NDR -Fernsehen einen Film Plögers mit dem Titel "Der Weitblicker: Günther Fielmann " gebracht hätte. Bereits am 18. August 2009 hatte der NDR-Redakteur mit dem Brillenhändler ein sogenanntes Sommerinterview im "Schleswig-Holstein Magazin" geführt.

Plöger räumt ein, dass es zwischen seinem sehr freundlichen Porträt und seiner neuen Beschäftigung einen indirekten Zusammenhang gibt. Er habe noch einmal etwas ganz Neues machen wollen und mit Fielmann, von dem er sehr beeindruckt gewesen sei, ein halbes Jahr lang über einen neuen Job gesprochen. Wofür NDR-Porträts doch manchmal gut sind.