Hamburg. Bei der "Akademie für alte Musik" klaffen Name und Auftreten denkbar weit auseinander - und das ist auch gut so. Denn das Berliner Barockensemble spielt gerade nicht akademisch, sondern äußerst spritzig und schwungvoll.

Das war beim Laeiszhallen-Konzert im Rahmen der NDR-Reihe "Das alte Werk" schon in den ersten Takten zu erleben: Mit dem Kontrast zwischen starkem Saitenschrubben und feinem Fieseln setzten die 18 Musiker zu Beginn von Vivaldis Sinfonia aus "Il Giustino" ein markantes Ausrufezeichen, dem noch einige weitere folgen sollten. Zum Beispiel im C-Dur-Concerto für Streicher, mit seinen überraschenden Klangeffekten und chromatischen Windungen - ein echtes Meisterwerk, dessen Raffinesse das Klischee vom ideenarmen Fließbandschreiber Vivaldi kunstvoll entkräftet.

Seine Cellokonzerte setzen häufig auf funkelnde Virtuosität - und dafür hatte die Akademie mit Jean-Guyhen Queyras den richtigen Solisten dabei: Der kanadische Cellist streicht schneller als sein Schatten und schüttelte die rasanten Läufe mühelos aus dem Ärmel. In den langsamen Sätzen formte er gemeinsam mit Laute und Cembalo Momente von kammermusikalischer Intimität - intonierte dabei allerdings gelegentlich eine Spur tiefer als die anderen Instrumente.

Das war aber dann auch das einzige (Bogen-)Haar in der Suppe. Ein insgesamt begeisterndes Konzert, in dem für das Publikum neben Vivaldis Vielseitigkeit noch ein weiterer komponierender Antonio namens Caldara mit eher dunklen Farben und filigranen Fugen zu entdecken war.