Ovationen für “Die Fledermaus“ in der Kammeroper

Hamburg. Die Ouvertüre klingt vielversprechend. In der kleinen Caféhaus-Besetzung des Orchesters orgelt eine Ziehharmonika, wie die Wiener ein Akkordeon nennen. Es bringt etwas Ironisches, Spielerisches von Schrammel-Musik in die raffinierten Arrangements des Dirigenten Fabian Dobler für die gefeierte "Fledermaus"-Premiere in der Kammeroper. Sie präsentiert die klassische Operette von Johann Strauß mit sieben Sängern und sechs Musikern. Ohne Ballett. Ohne Chor. Doch den Mangel gleichen witzige Einfälle der Textfassung von Barbara Hass, manche von Oswald Lipferts Regieeinfällen und vor allem Kathrin Keglers (alb)traumhaft surreale, in farbigem Licht glühende Bühnenräume aus.

Es lockt ein Lustlager im Auge des Zyklons von Triebstrudeln. Männer wie Frauen sind in dieser Nacht aus auf Liebesstürme. Halb nackt wirft sich der Tenor Alfred (Pablo Macias) auf Rosalinde (Désirée Brodka). Ihr Gatte Eisenstein (August Schram) und sein die "Rache der Fledermaus" anzettelnder "Freund" Falke (Michael Müller-Deeken) betatschen sich in Vorfreude auf die "Ballettratten" beim Fest des Prinzen Orlofsky.

Christina Baader gibt den trinkfreudigen Millionär gelangweilt und verspielt mit einem vollen, weichen Mezzosopran. Ihr eindrucksvolles Hamburg-Debüt als skurriler Dekadent setzt die Sängerin ab Februar in der Kammeroper als "Carmen" fort. Ebenso beeindruckend stellt sich Chrissa Maliamani als kokette intonationssichere Adele dem Publikum vor. Die Sopranistin trifft im ungezwungen natürlichen Ausdruck und Spiel den richtigen Ton für das erotisch entfesselte Maskenspiel. Ihre Leichtigkeit wünschte man sich auch von den anderen Sängern. Ihr dick aufgetragenes Sprechen und Spielen wirkt oft steif und übertrieben. Sie sollten die Intimität des Raums zu charmanter Lässigkeit und einem ironischen Esprit nützen, den die Ouvertüre eingangs mit ihrer beschwingten Leichtigkeit zu versprechen schien.

Die Fledermaus bis 30.11.2011, Vorstellungen Mi-So, Kammeroper im Allee-Theater, Karten T. 38 29 59; www.hamburger-kammeroper.de