Zum 40. Geburtstag organisiert die Galerie Levy eine Leistungsschau mit Leihgaben

Irgendwo im Hofweg vor 40 Jahren. Thomas Levy eröffnet seine erste Galerie mit einer kleinen Gruppenausstellung. Zunächst unter dem Kunst-Namen Artoma, kurze Zeit später bereits als Levy Galerie. Früh beginnt das Programm Konturen anzunehmen, surreale unter anderem mit Meret Oppenheim und Man Ray, skulpturale mit Henry Moore oder pop-artige mit Mel Ramos und Allen Jones. Zum Jubiläum gibt es jetzt einen Rück- und Vorblick mit der von der Kuratorin Belinda Grace Gardner betreuten Ausstellung "Das Ohr von Giacometti" - (Post-)Surreale Kunst von Meret Oppenheim bis Mariella Mosler.

Mit der Ausstellung gehen Levy und Gardner zurück in europäische Galeriegeschichte, namentlich in die Galerie Charles Ratton in Paris. Ratton hatte 1936 mit seiner "Exposition surréaliste d'objets" die erste Ausstellung organisiert, die sich ausdrücklich der Präsentation surrealistischer Objekte widmete. Bei Levy zeigt sich zunächst ein ähnliches Bild: Ein Vitrinenschrank mit Flaschentrockner, das "L'Astrolabe" von Man Ray, auch ein Objekt von Meret Oppenheim ist in dem Schrank verborgen. Nicht ihre berühmte Pelztasse, aber immerhin ein kleines Souvenir in Tellerform mit Tasse und Löffel in Pelz.

Hinter einem schwarzen Vorhang versteckt sich in weiteren Vitrinen eine prall gefüllte Kunst-Wunderkammer, zwei weitere Räume beleben die Ausstellung mit reichlich Kunstinventar und klangvollen Namen. Im surrealen wie postsurrealen Kosmos der Levy Galerie werkeln Maschinen von Jean Tinguely, sind Louise Bourgeois mit einer "fallen woman", Kiki Smith mit einer "Mermaid" vertreten, mümmelt ein Hase von Diether Roth, errichtet sich ein Krieger von Spoerri zu martialischer Größe, verdünnt sich ein Kopf von Alberto Giacometti zu Brettstärke, während von den Wänden unter anderem Bilder von Victor Brauner, Francis Picabia oder André Masson grüßen. Friedrich Einhoff steuert eine wächserne Insektensammlung bei, Arbeiten jüngerer Künstler, Thorsten Brinkmann mit einem enigmatischem Goldtellerbild oder Mariella Moslers Masken, runden das Feld nach oben ab.

"Das Ohr von Giacometti" präsentiert sich als Leistungsschau zum Sattsehen, mit etlichen Leihgaben. Nach 40 Jahren Galerie-Arbeit und mit einer vom Sohn geführten Dependance in Berlin geht Thomas Levy inzwischen mehr denn je seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Er organisiert Ausstellungen für Museen - unter anderem mit Werken von Daniel Spoerri oder Meret Oppenheim, deren Nachlass er verwaltet - und gibt Kunstbücher heraus. Am liebsten würde der Galerist sich ganz darauf konzentrieren - doch bis dahin verstreicht bestimmt noch das Jubiläum zum Fünfzigsten.

Das Ohr von Giacometti 2.11.2010 - 18.2.2011, Levy Galerie (Bus 22), Osterfeldstraße 6, T. 45 91 88; www.levy-galerie.de