Libertines-Hälfte Carl Barât hat sich zwar kürzlich wieder mit Peter Doherty zusammen getan, kommt aber alleine in das Uebel & Gefährlich.

Als Carl Barât seinen späteren Libertines-Bandkollegen Peter Doherty kennenlernte, studierte er Schauspiel in Uxbridge und wohnte mit Dohertys älterer Schwester Amy-Jo in einer Künstler-WG. Er mochte Doherty zunächst nicht, heißt es, diesen wütenden Hedonisten, der er schon 1997 war. Und trotzdem entwickelte sich sofort eine selten enge Freundschaft zwischen den beiden gegensätzlichen Künstlern, die gelegentlich auch mit anderen legendären Front-Duos englischer Pop-Bands verglichen werden. Bedachtheit versus Impuls, Paul und John.

Carl Barâts jüngst veröffentlichtem Solo-Debüt hört man an, dass sich der 32-Jährige im Gegensatz zu seinem musikalischem Mitstreiter gerne auch mit "Kunstszene-Seidenschals" und nicht nur mit Drogeninspiration und Zerstörung umgibt. Die Gitarren wurden auf "Carl Barât" stark heruntergefahren, um Klavier und Blasinstrumenten mehr Raum zu geben.

Ein richtiger Sixties-Flair entsteht in der schmissigen Single "Run With The Boys", eine Bohéme-Musical-Idee hingegen in dem sich langsam entwickelnden Stück "The Fall", das die Geschichte einer sich immer wieder aufschiebenden Trennung mit schleichenden Streichern und dramatisiert vorgetragenem Gesang erzählt. "Je Regrette, Je Regrette" hat mit einem harmonischen Hintergrund-Chor und der wunderbaren Zeile "Je regrette, Je regrette, I haven't had you yet" dann tatsächliches Hit-Potenzial, doch insgesamt wirkt das von The-Divine-Comedy-Gründer Neil Hannon produzierte Album inszeniert. Zufall ist die gleichzeitige Veröffentlichung von Barâts Solo-Album und seiner Autobiographie kurz nach dem Libertines-Reunion-Konzert vor zwei Monaten sicherlich nicht.

Es ist zwar leidlig, die beiden Musiker ständig miteinander zu vergleichen, doch Barât fehlt die impulsive Dringlichkeit, die Unmittelbarkeit, auch die künstlerische Zerfahrenheit, die sein ewiges Spiegelbild Doherty perfektioniert hat. Dohertys Solo-Live-Debüt fand im Dezember 2009 statt, nun folgt Barât, ebenfalls im Uebel & Gefährlich. Peter Dohertys Auftritt war restlos ausverkauft, jeder Song fraglos bejubelt, aber nur um Musik ging es da bestimmt auch nicht.

Bedachtheit und Impuls, am besten funktionieren die Gegensätze doch zusammen, oder nicht?

Carl Barât Mo 1.11., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 17,90 im Vorverkauf; www.myspace.com/carlbarat