Regisseur Lars Jessen, 41, drehte u. a. “Dorfpunks“ und “Hochzeitspolka“

Meine Liebe zu Bob Dylan begann mit einem sehr rauschigen C-60er-Mixtape, das ein Freund aus München für mich zusammengestellt hatte. Die Hits halt, der Soundtrack meiner Elterngeneration. Schön und gut natürlich, aber auch schon irgendwie historisch. Als mich der erwähnte Freund noch auf ein Konzert mitnahm, bei dem Dylan ordentlich betrunken auf einem Keyboard rumhackte und nach 45 Minuten die Bühne grußlos wieder verließ, war mein wohlwollendes Interesse schon wieder ziemlich abgekühlt. Aber dann kam 1989 "Oh Mercy", produziert von Daniel Lanois, und für mich ging die Tür noch mal auf. Aus den düsteren, spärlich instrumentierten Songs von "Everything Is Broken" bis "Where Teardrops Fall" sprach so viel Weisheit und Ironie! Sie sind alle längst zu Klassikern geworden und gehören auf Konzerten zum selbstverständlichen Repertoire Dylans.

Apropos Konzerte: Die wurden ab Mitte der 90er-Jahre auch besser - deutlich besser. Kein Auftritt gleicht dem anderen, jeden Abend entscheidet Dylan spontan, welche Songs er in welchem Arrangement zusammen mit seiner erstklassigen Band spielt. Eigentlich sollte man sich eher eine Konzertkarte als eine Platte kaufen! Das wurde mir erst so richtig bewusst, als ich das Glück hatte, mit dem großen Dylan-Kenner Günter Amendt ein paar aufeinanderfolgende Konzerte der Neverending-Tour besuchen zu können. Also unbedingt hingehen, solange Dylan sich noch auf der Bühne halten kann!