Andere Männer tragen einen Revolver an der Hüfte oder immerhin ein Handy, bei Sandro Magris baumelt dort ein Suppenlöffel: Nach Lokalschluss hat er schon mal vergessen, den Löffel abzunehmen, das Ding ist ein Abzeichen dafür, dass sich Sandros Berufsleben erfüllt - er schüttelte Cocktails am Fischmarkt und war Fotoredakteur bei der Zeitschrift "Brigitte", jetzt führt er endlich sein Bistro Magis Antipasti, der Eppendorfer Weg brauchte so was noch.

Zwei, drei Pastagerichte (ab 4,90 Euro zum Mittagstisch, abends zwei Euro mehr), dazu eine Spezialität aus dem Ofen, alles unter zehn Euro: Überragend die Kürbissauce zu den Nudeln und ein Pesto aus Rosmarin, es gehört zu Sandros Lieblingsgewürzen und duftet nach seiner Kindheit - er stammt aus dem Friaul, sein Vater Egidio wurde bereits zur Hamburger Legende als Kellner in der Martini Pizzeria.

Sandro ist eigentlich ein Trio, nämlich Wirt, Küchenchef und Kellner, am Abend weiß er nie, welches Gericht er am nächsten Tag kochen wird, er hat nur einen Plan: Auf dem Markt gucken, was gibt's denn gerade Schönes? Im Oktober bekamen die Gäste beispielsweise ein Kotelett mit Tomatensauce oder Rindergulasch in Rotwein mit Pilzen und Kartoffeln, immer Gemüse als Beilage und meistens Polenta, diesen Maisbrei der armen Leute - eine Delikatesse, wenn von Sandro zubereitet.

Das Wichtigste für ihn jedoch sind seine Antipasti, der Gast erkennt sofort die Frische und Qualität aller Zutaten, etwa Rote-Bete-Carpaccio, Bohnen mit Thunfisch, Zwiebeln, Fenchel und Petersilie oder die Artischocken mit einem Dressing aus Feigensenf, Balsamico und Walnussöl. Der Teller mit Aufschnitt und Käse bietet u. a. eine Stiersalami und die Supermortadella aus der Kommunistenstadt Bologna. Die Weine zum Essen importiert Sandro, er vertraut den Winzern seiner Heimat, jede Flasche verkauft er außer Haus, im Bistro kommen zehn Euro auf den Preis: Die Traube Refosco macht, dass dieser Friaulwein dann einen wunderbaren Apfelhintern hat. Sandro stellt jede Flasche auf den Tisch, der Gast bestimmt selbst, wie viele Gläser es sein sollen (zack, ist die Flasche leer!).

Noch Köstlichkeiten zum Mitnehmen: ein Risotto mit Safran oder ein Knuspergebäck, das zwar Schwiegermutterzunge heißt, aber trotzdem der ganzen Familie schmeckt (darauf passt die Creme aus Hühnerleber und Hähnchenfleisch). Die Freude über sein Bistro und sein Publikum ist Sandro jederzeit anzusehen; von allen Hamburger Gastronomen ähnelt er am stärksten dem Schmunzelhasen von Milka.

Magris Antipasti Mo-Fr 12.00-15.00, ab 18.00, Sa nur abends, Eppendorfer Weg 210 (MetroBus 5), T. 75 36 07 17; www.magris.de