Am besten sage ich gleich, wie es ist: Bill Gates hat kein Geld zu verschenken. Die Klinik Regensburg sucht auch keinen Knochenmarkspender mit Blutgruppe AB negativ. Es hat niemals HIV-verseuchte Spritzen in Kinos, einen geklonten Jesus oder Kakerlakeneier auf den Leckstreifen von Briefkuverts gegeben. Ja, ich habe kein Herz, denn ich leite keine Geldsammelaufrufe für kranke Babys wie "Amy" oder "Natalie" weiter. Mir ist es latte, ob ich den 1985 von einem venezolanischen Missionar verfassten Glücksbrief, der neunmal um die Welt "gereist" ist, lösche und dafür auf ewig vom Pech verfolgt werde. Und ich werde diese Freundschaftsmail NICHT an elf Personen weiterleiten, um ein ach so irres Video zu sehen oder vier Tage später den Sinn des Lebens zu erfahren!

Verlogene, tränendrüsige, betrügerische, mit Geld lockende oder Pech androhende Kettenmails - auch Hoaxes (Hokuspokus, Jux) genannt - existieren, seit es Schriftverkehr gibt. Manipulative Spiele mit der Angst, der Gier, dem Mitgefühl und dem menschlichen Aberglauben, der auf ein "Wenn du (nicht), dann ...!" mit folgsamem Mausklick reagiert. Und das jahrzehntelang.

Oben genannte Beispiele kursieren teilweise seit 30 Jahren (!) und werden immer noch unüberprüft weitergeleitet. Weil "Glück ja nicht schaden kann", die OP für die arme Natalie/Amy mit einem Cent pro weitergeleiteter Mail bezahlt würde (solche Zählsysteme gibt es nicht) oder weil es zu schön ist, um falsch zu sein, dass Gates sein Geld loswerden will. Die große Reinlege blockt Speicher, Zeit und Seelenruhe - aber man kann ja nie wissen, nicht wahr? Klick, weiterleiten.

Nicht wahr. Der beste Spamfilter ist der eigene Verstand.

Prüfen ist besser als forwarden: Einen Überblick über etwa 600 unwahre Kettenmails, falsche Viruswarnungen und ruinöse Geldspiele ("Herzkreise" usw.) hat Deutschlands Hoax-Jäger Frank Ziemann entlarvt: hoax-info.tubit.tu-berlin.de/list.shtml