Mit dem Monolog “Ruhestörung“ protestiert der Schauspieler Rolf Bach auch gegen die Vertreibung des Theaters N.N. aus dem Römischen Garten

Theater N.N.. Wird Theatermachern die Kunstausübung manchmal erschwert, so bleibt ihnen doch die Kunst. Blankeneser Nachbarn haben Dieter Seidels Picknick-Theater im Römischen Garten gestoppt. Das Bezirksamt Altona machte dem Regisseur nach einer Lärmpegelmessung Auflagen, die er nicht erfüllen konnte und wollte. Seidel stellte den Spielbetrieb im Sommer ein. Und revanchiert sich jetzt elegant im eigenen Haus am Hellkamp mit Eugen Ruges Ein-Mann-Stück zum Thema. Rolf Bach spielt den Monolog "Ruhestörung - Ein Anfall" als süffisanten Kommentar zum Nachbarschaftsstreit und liefert die intensive Studie eines einsamen Rebellen zwischen Scharfsicht und Verfolgungswahn.

Der Mann hat einen Wutschrei getan. Am frühen Abend. Er wollte einmal seine Ruhe. Vor spielenden oder verprügelten Kindern. Dem schlagbohrenden Nachbarn Herrn Theven. Dessen täglich das Treppenhaus saugender Frau. Und ihrem kläffenden Köter. Jetzt verklagen ihn die lauten Nachbarn wegen Ruhestörung.

Absurd ist die Situation. Mit einer absurden Komik zeichnet auch Rolf Bach den Empörten, der das Recht auf seiner Seite weiß, aber ins Unrecht gesetzt wird - von der lärmenden Mehrheit. Das geistig arbeitende Sensibelchen beweist einen satirisch scharfen Blick für die Gesellschaft und seine Umwelt. "Was der Städter Ruhe nennt, ist ein Grunddröhnen." Schweigen die Laubbläser und Kreissägen, der "normale" Auto-, Freizeit- und Profi-Lärm handwerklicher Tätigkeiten, gehen die Glotzen an. Moderatorenstimmen und die Volksmusik, belästigen die Ohren. "Immer der Ton, den man erwartet, das ist die Hölle."

Rolf Bach, der auch im Altonaer Theater spielt ("Robin Hood"; "Herr Lehmann"), schleicht auf Socken durch sein glänzendes Solo und den Raum. Er verkriecht sich unterm Tisch und sucht nach Mikrofonen unterm Teppich. Immer wieder öffnet er sich eine Flasche Bier. Zur Beruhigung. Und zur Befeuerung seines Redens und Anredens gegen die Ungerechtigkeit. Der verhuschte Kohlhaas in der Trainingshose geht auch sein Publikum direkt an. Er versucht es, in seinen Fall zu verwickeln, und wirbt um sein Verständnis. Einmal schreit er sich Verzweiflung und Zorn laut von der Seele. Der Zuschauer ist Zeuge. Hat keinen Zweck, noch vor Gericht zu leugnen.

Bachs Querulant macht sich zugleich über Querulanten lustig, hat die Sympathien und Lacher auf seiner Seite. Eine amüsant ironische Lektion darüber, dass jedes Ding von zwei Seiten zu betrachten ist. Bedenkenswert auch für böse Nachbarn aus den Elbvororten.

Ruhestörung - Ein Anfall 28.-30.10., 5./6. und 11./12.11., 20.00, Theater N.N. (U Lutterothstraße), Hellkamp 68, Karten zu 15,50, erm. 11,50, am Do 9,- T. 38 61 66 88 und an den Vorverkaufsstellen; www.theater-nn-hamburg.de