Simone Young überzeugte mit Mahler in der Laeiszhalle

Hamburg. Totgesagte leben bekanntlich nicht nur länger, sie sind am Tag des Jüngsten Gerichts auch bestens ausgeschlafen. Sollte gestrigen Sonntag in der Staatsoper tatsächlich Simone Youngs Götterdämmerung eingeläutet worden sein, so legte sie diesen Sonntag in der Laeiszhalle eine fulminante Auferstehung hin. Für sie und ihre Philharmoniker ist Gustav Mahlers mit Hamburg so eng verknüpfte Zweite Sinfonie offenbar eine Ehrensache.

Ausgesprochen glücklich war schon die Wahl der Programmkombination mit Schuberts "Gesang der Geister über den Wassern". Das Zehn-Minuten-Stück für Männerchor und Streicher liefert mit seiner detailverliebten Natur- und Seelenschilderung sozusagen die Blaupause für den Schicksalskampf, der bei Mahler dann in fast anderthalb Stunden ausgetragen wird. Fein und klangsinnlich gestalteten Young und die Herrn des aus NDR Chor und Staatschor Latvija glücklich gemischten Ensembles das Mini-Drama.

Voll rehabilitieren konnte sich bei Mahlers "Auferstehungs-Sinfonie" das Orchester - allen voran die nach Wagners Weltuntergang von Teilen der Kritik in Grund und Boden verdammten Bläser. Sie taten, trotz der vielen Solo-Fallstricke, verlässlich und mit dem Rest des Apparates bestens ausbalanciert ihren Dienst.

Mag sein, dass ein mehr auf Risiko gespielter Mahler noch grotesker, wilder hätte klingen können. Doch Young setzte mehr auf die klare Linie als aufs dramatische Detail. Sie sparte sich die äußersten Phonstärken klug fürs Finale, das dann in der Tat wild herausfahrend losbrach - und in den Orchesterpassagen zwischen den Chorstrophen klanglich wunderbar aufblühte.