Das “Dostojewski-Medley“ im Monsun-Theater ist ein Stück voller Schlaglichter

Hamburg. Das sei eine sehr freie, eher unkonventionelle Collage, warnt der Mitarbeiter an der Kasse des Monsun-Theaters im Voraus. Wenig später flirren Stimmen durch den Raum. "Frei ist der Mensch erst, wenn es ihm egal ist, ob er lebt oder nicht lebt", ist zu hören. Ein Mann schält sich aus einer am Boden liegenden Wolldecke. Seine kalten Worte schneiden, dann wieder verzerrt sich seine Mimik in nackter Verzweiflung. "Der Mensch hat sich Gott ausgedacht, um leben zu können, ohne sich selbst umzubringen."

Anatoly Zhivago, Regisseur und Hauptdarsteller, ist für den Abend "Dostojewki-Medley" buchstäblich in das Kellerloch des Menschen hinabgestiegen, das den Dichter Fjodor Dostojewski (1821-1861) umtrieb. Dorthin, wo Abgrund und nihilistische Weltsicht regieren. Als multiple Person vereint Anatoly Zhivago Facetten der wichtigsten Romanfiguren des russischen Erzählers auf sich: den Roulettezocker aus "Der Spieler", den hochmütigen Mörder Raskolnikov aus "Schuld und Sühne", den Epileptiker Fürst Myschkin aus "Der Idiot".

Es ist vor allem ein Abend über den Abschied von der Selbsttäuschung. Eigentum, Sättigung, überhaupt die eigene Existenz. "Nichts ist so unglaubwürdig wie die Wirklichkeit." Ein Zufallsroulette, wie das Kartenratespiel, das Zhivago mit seiner Partnerin Juliane Metzker aufführt. Flankiert wird das Duo von drei Statisten, zwei eher blassen Frauen und einem stummen "Horst", der unermüdlich am Versuch des Freitods scheitert.

Es bleibt ein Abend der Schlaglichter, an dem ständig bedeutungsschwere Sätze widerhallen, die selten mit Leben gefüllt werden. Eine assoziative Kopfgeburt. In der gehetzten Abfolge fehlt die Möglichkeit zur Tiefe. Ein Medley eben.

Dostojewkij-Medley: 18.11., 19.11., jeweils 20.00, Monsun-Theater, Friedensallee 20, T. 390 31 48; www.monsuntheater.de