In “Wolfsfährte“, dem siebten Band der Abendblatt-Krimiedition, geizt der Schotte Craig Russell nicht mit Leichen

Hamburg ist für Craig Russell "die britischste Stadt Großbritanniens, eine wunderbare Kulisse für Thriller". Sein schottischer Dickschädel sorgte dafür, dass er auch nicht weich wurde, als Literaturagenten skeptisch wurden, weil sie sich das klischeebeladene Deutschland nicht als gut verkaufbare Krimi-Kulisse vorstellen mochten. Doch Russell blieb dabei.

Dass es sich an Elbe und Alster nicht nur gut leben, sondern auch formvollendet meucheln lässt, stellte der Krimi-Autor fest, als er zum Geburtshelfer für einen ganz besonderen Hamburger Ermittler wurde. So wurde aus einem Ex-Polizisten und Ex-Werbetexter, der bei Glasgow lebt und schreibt, der geistige Vater von Fabel. Jan Fabel. Wortkarg, charismatisch, geschieden. Fabel ist Hamburger, fast zumindest, denn er ist halber Schotte und halber Friese. Ein Charakter mit Ecken und Kanten, mit einer Eigentumswohnung im flotten Pöseldorf und einer flotten Polizeipsychologin als gute Bekannte.

Seine deutschsprachige Premiere erlebte Kriminalhauptkommissar Fabel 2006 in "Blutadler", in dem ein Serienmörder ausgiebig hielt, was der Titel versprach. Auch in "Wolfsfährte" geizt Russell nicht mit Toten. Doch hier geht es um einen Serienmörder mit sehr speziellem Ehrgeiz. Der Originaltitel "Brother Grimm" ist ein sicheres Indiz für den Modus operandi. Die Opfer werden mit Anspielungen auf Märchen aus dieser Welt alsbald in die nächste befördert. Als Gebrauchsanweisung für Fabel und sein Team bekommen sie einige Zettel mit Hinweisen verpasst. Die erste Tote ist ein schönes junges Mädchen mit einer Nachricht, und ein Schauermärchen beginnt.

Clever verschachtelt Russell den Plot, indem er in seinem Buch ein weiteres Buch auftauchen lässt: Dessen Autor behauptet, einer der Gebrüder Grimm hätte - wie der Killer in Hamburg - viel fremdes Blut an den Händen.