Sharon Jones und ihre Band The Dap-Kings verwandelten das Hamburger Gruenspan in das New Yorker Apollo-Theater der 60er-Jahre.

Hamburg. Ob es im Apollo von Harlem ähnlich gewesen ist? Damals in den 60er-Jahren, als die Soulstars wie James Brown, Otis Redding und Aretha Franklin sich in dem Klub an der 125. Straße die Klinke in die Hand gegeben haben? Vielleicht ist der Vergleich nicht zulässig, denn das Gruenspan liegt in Hamburg, das Publikum ist überwiegend weiß, wir schreiben das Jahr 2010.

Aber als Sharon Jones mit ihren Dap-Kings auf die Bühne kam, brodelte es in dem Klub an der Großen Freiheit. Auf jede Frage der Sängerin aus New York kam die Antwort, so wie das im Call-and-response afroamerikanischer Musik sein muss. Jones wurde vom begeisterten Publikum getragen, das Konzert lebte auch von der Interaktion zwischen Sängerin und Auditorium.

Sie unternahm mit ihren Fans eine Zeitreise zurück in die 60er-Jahre, als der Soul populärer Ausdruck eines neuen schwarzen Selbstbewusstseins wurde. "Say It Loud I'm Black And I'm Proud" hieß damals ein Slogan nach einer James-Brown-Nummer. Er brachte das Gefühl auf den Punkt. Jones, Jahrgang 1956, machte erst in den 70er-Jahren Bekanntschaft mit der Bühne des Apollo, als die Soulmusik ihrenersten Höhepunkt bereits überwunden hatte. Aber sie hat den Geist von damals in die Gegenwart transportiert.

Soul, wie Sharon Jones und ihre zehnköpfige Band ihn verstehen, ist nicht nur die Darstellung von Gefühl und Leidenschaft, die Klage über den untreuen Mann und der sehnsüchtige Blick in die Schaufensterauslagen, es ist auch harte Arbeit. Auf Gesicht und Oberarmen der Sängerin glänzt der Schweiß, Ruhepausen kennt die einstige Vollzugsbeamte auf der New Yorker Knastinsel Rikers Island nicht.

Der Rhythmus muss rollen wie eine Eisenbahn, unermüdlich, bis sie ihr Ziel erreicht. Ihren Fans schenken Sharon Jones & The Dap-Kings ein unvergessliches Erlebnis. Diese Lokomotive hatte ganz viel Dampf unterm Kessel.