Der britische Street-Art-Star Banksy verunsichert und amüsiert mit seinem Film “Exit Through The Gift Shop“

"Ich wollte einen Film machen, der für Street Art das bewirkt, was 'Karate Kid' für den Kampfsport bewirkt hat - ein Film, der jedes Schulkind dazu bewegen würde, eine Spraydose in die Hand zu nehmen und loszulegen", erklärt Banksy im Presseheft dieser Doku und konstatiert: "Aber wie sich herausstellt, haben wir einen Film gemacht, der für Street Art so viel getan hat wie 'Der weiße Hai' für den Wassersport." Schön formuliert - und dabei zugleich reinstes Understatement wie ausgesprochen wahr. Überhaupt ist "Banksy - Exit Through The Gift Shop" ein Film, der sich formal wie inhaltlich jeder exakten Klassifizierung entzieht. Haben wir es tatsächlich mit einer echten Dokumentation zu tun oder ist das Ganze doch nur ein geschickter Fake? Schwer zu sagen.

In jedem Fall gibt es Banksy wirklich. Der Street-Art-Künstler wurde irgendwann Mitte der Siebziger im britischen Bristol geboren und später durch seine subversiven Schablonengraffiti bekannt. Statt lediglich fantasievolle Schriftzüge zu sprühen, setzt Banksy, der keine Interviews gibt und in der Öffentlichkeit stets verkleidet auftaucht, auf Aktionskunst, oft mit politischen Inhalten. So positionierte er die Figur eines Guantánamo-Häftlings in einem Disneyland-Park oder stellte 500 gefälschte Paris-Hilton-CDs in die Plattenläden, deren Cover das It-Girl mit Hundekopf zeigt.

Im Mittelpunkt des Films steht jedoch ein anderer: der Franzose Thierry Guetta, der eigentlich eine Dokumentation über Banksy und die Street-Art-Szene drehen will, dabei jedoch selbst zum Beobachtungsobjekt wird und schließlich mit drittklassigen Arbeiten ins lukrative Kunstgeschäft einsteigt. In ein Geschäft, das im Copy-&-Paste-Zeitalter durch Marketingstrategien beherrscht wird, die allein über Erfolg oder Misserfolg zu entscheiden scheinen.

Hier liegt die besondere Qualität dieses Guerilla-Films, der einerseits eine irre Lust darauf macht, selbst zu Schablone und Sprühdose zu greifen, um für visuelle Stolpersteine im Alltagseinerlei zu sorgen. Anderseits aber auch zeigt, wie leicht es ist, sich erfolgreich an diese künstlerische Widerstandsbewegung zu hängen. Man braucht nur eine große Halle, ausreichend Hilfskräfte und das Talent zur Selbstvermarktung. So gesehen kann "Banksy" tatsächlich beides sein: Geburtshelfer oder Totengräber, "Karate Kid" oder "Weißer Hai".

Beurteilung: empfehlenswert Banksy - Exit Through The Gift Shop USA/GB 2010, 86 Min., ab 6 Jahren, R: Banksy, D: Thierry Guetta, Debora Guetta, Space Invader, Zeus, Swoon, täglich im Abaton (OmU), Zeise; www.banksy-film.de