Das Album “Guitar Heaven“ entspricht nicht ganz der Form von Santanas Konzerten - zum Glück kommt er mit Band am 23.10. in die O2 World.

Eines vorweg: Carlos Santanas Lebenswerk ist über jeden Zweifel erhaben, die ersten drei Alben - "Santana" (1969), "Abraxas" (1970) und "Santana III" (1971) - sollte sich jeder ins Regal stellen. Wenn es sein muss, auch "Supernatural" (1999), weil dieses Comebackalbum tatsächlich ein übermenschlicher Erfolg war.

Aber mit seinem aktuellen Album hat er sich doch arg auf dem Griffbrett seiner PRS-Klampfe vergalloppiert: "Guitar Heaven: The Greatest Guitar Classics of All Time" heißt dieser akustische Vorhof zur Hölle. Darauf sind zwölf Rockstandards zu hören, die nicht ohne Grund auf der Verbotsliste im Testraum jedes Gitarrenladens hängen: Led Zeppelins "Whole Lotta Love", Deep Purples "Smoke On The Water", Creams "Sunshine Of Your Love", George Harrisons "While My Guitar Gently Weeps", dazu "Back In Black" von AC/DC, "Little Wing" von Jimi Hendrix ... und natürlich der ewige - jetzt Gelächter einblenden! - "Gitarrenklassiker" von den Doors: "Riders On The Storm". Ja nee, is klar!

Schon früher hat Santana fremdes Liedgut neu interpretiert, von "Oye Como Va" (Tito Puente) über "Black Magic Woman" (Peter Green) bis "Jingo" (Babatunde Olatunji). Aber Songs, an denen sich Generationen von Saitenbiegern abmühten, ohne die Originale auch nur ansatzweise zu erreichen, braucht man nicht auch noch in Santanas aufwendig überproduziertem Latino-Radio-Bluesrock-Sound.

Der Umgang mit den Vorlagen der Herren Hendrix, Page, Young, Clapton oder Blackmore ist schlicht respektlos. Jedes Riff, jedes Lick, jedes Break gniedelt Carlos gnadenlos zu, man kann förmlich sehen, wie er mit zusammengekniffenen Augen und "groovendem Feeling" (siehe oben) abgeht. 55 Minuten. Nur ich. Ich bin der Geilste.

Nur ich? Schön wär's. Erneut wurde eine ganze Stretchlimo voller Gaststars angekarrt. So verhunzt ein lustloser Joe Cocker "Little Wing", ein luftarmer Chester Bennington (Linkin Park) nölt sich durch "Riders On The Storm", Rapper Nas wurde für "Back In Black" eingeladen, Chris Cornell vertritt Robert Plant. Braucht man alles nicht, Santana kann es besser. So wie 2009 live im Stadtpark. Das war himmlisch.

Santana Sa 23.10., 20.00, O2 World (S Stellingen), Sylvesterallee 10, Karten ab 51,30 im Vorverkauf; www.santana.com