Die 21. Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg eröffnen mit “The Kids Are All Right“

Metropolis-Kino. "Die Sexualität des Menschen ist eine komplexe Angelegenheit", doziert Julianne Moore in "The Kids Are All Right". Wer möchte ihr da widersprechen? Mit Lisa Cholodenkos heiterem Familienfilm um ein lesbisches Bilderbuchpaar (Moore und Annette Bening) eröffnen heute die 21. Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg (LSF) im Metropolis-Kino.

"The Kids Are All Right", der auf der diesjährigen Berlinale einen wohltuenden Farbtupfer in dem überwiegend bleiern schweren Wettbewerb setzte, ist weniger ein Film über sexuelle Orientierung als über die raren Höhen und zahlreichen Tiefen des Familienalltags. Seit 20 Jahren sind Ärztin Nic (Bening) und Landschaftsarchitektin Jules (Moore) ein Paar, sie sind an einem Punkt in der Beziehung angelangt, an dem man sich gegenseitig "Pony" und "Hühnchen" nennt. Biologischer Vater ihrer beiden Kinder ist ein anonymer Samenspender (Mark Ruffalo), der sich als Inhaber eines Biorestaurants mit wachsenden Daddy-Ambitionen entpuppt. Plötzlich hat er einen Vornamen - Paul -, sitzt am Abendbrottisch und flirtet munter mit der femininen Jules.

Mit leichter Hand inszeniert Regisseurin Cholodenko ("Laurel Canyon") die erotischen Verwirrungen, die sich mit Pauls Auftauchen ergeben; die Dialoge sind treffsicher ("Schade, dass du nicht schwul bist, dann wärst du sensibler", sagt die Mutter zum Sohn); der Ton heiter. Ein Sommerfilm, in dem die Figuren die meiste Zeit barfuß unterwegs sind und Barbecues planen - wenn sie nicht gerade Pornos gucken.

Sechs Tage lang präsentiert die LFS insgesamt 130 Kurz- und Langfilme aus aller Welt. Der Länderschwerpunkt ist in diesem Jahr der queeren Filmszene Brasiliens gewidmet. Mit dem Themenschwerpunkt Intersexualität richten die Filmtage gemeinsam mit Amnesty International den Fokus auf dieses im öffentlichen Bewusstsein wenig präsente Thema.

Die Deutschlandpremiere von Bruce LaBruces neuem, in Australien nur in zensierter Fassung gezeigten Post-Porno "L.A. Zombie" steht ebenso auf dem Programm wie Werke des kanadischen Videokünstlers Benny Nemerofsky Ramsey; beide Filmemacher werden sich in Hamburg den Fragen des Publikums stellen.

Auf Julianne Moore allerdings, die im Februar im senfgelben Kleidchen den Berliner Wintertemperaturen trotzte, müssen die Hamburger verzichten. Zum Trost kreist die Kamera im Film auffallend oft um den Marmorteint und die rötliche Haarpracht der Schauspielerin, die Ende des Jahres, man mag es kaum glauben, bereits ihren 50. Geburtstag feiert. Moore gelingt das kleine Wunder, selbst dann noch sexy zu sein, wenn sie abgeschnittene Jeans-Hotpants zum Gartenarbeiteroutfit trägt, Zahnpastaschaum vor dem Mund hat oder die Haarbüschel ihrer Liebsten aus dem Abfluss klaubt. Das allein ist Grund genug, sich "The Kids Are All Right" anzusehen.

Lesbisch Schwule Filmtage Eröffnungsfilm: The Kids Are All Right, heute, 19.30 Uhr Metropolis-Kino (Steindamm 52-54)