Das Berliner Elektro-Punk-Trio Großstadtgeflüster leistete im Uebel & Gefährlich einen musikalischen Beitrag zur Städteverständigung.

Hamburg. "Ich weiß jetzt nicht so genau, wo wir gestern waren, aber heute sind wir in Hamburg." Bei Raphael Schalz, dem Keyboarder der Berliner Band Großstadtgeflüster hat das Touren durch die Klubs der Republik Spuren hinterlassen. Die knapp 250 Gäste im Uebel & Gefährlich stört das nicht, immerhin ist bloß Wiesbaden in Vergessenheit geraten. Um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden, legt sich die Meute ins Zeug. Bierfontänen spritzen, das von Sängerin Jen Bender mitgebrachte Megafon wird zweckentfremdet und der fußballerische Lokalpatriotismus erreicht ein dermaßen lautes "St. Pauliiii, St. Pauliiii"-Ausmaß, dass Bender die Fans irritiert zur Ordnung ruft. Sie hätte wissen können, was ihr bevorsteht. Immerhin sind die drei beileibe nicht zum ersten Mal in diesem Jahr in der Hansestadt.

Kulturhaus III&70, Wutzrock; die Band zählt auch gleich noch das Deichbrand-Festival in Cuxhaven zu ihren Hamburger Auftritten. Zum dritten (oder halt vierten) Mal tönt die Mixtur, die mit dem Etikett Elektropunk zwar unvollständig, aber einigermaßen sinngemäß umschrieben werden kann, von der Bühne. Zum vierten Mal baut "Käthe" sich eine Rakete, wird "Dein Flow" gepriesen und festgestellt: "Weil das morgen noch so ist, weil das immer schon so war."

Sängerin Bender schont sich während der 90 Minuten Bühnenzeit nicht. Ihr dick bandagierter Fuß hindert sie nicht daran, über die Bühne zu toben, etwaige rhetorische Ausfälle erklärt sie mit großzügig dosierten Schmerzmitteln, während sich Schlagzeuger Chriz Falk sehr zur Freude einiger junger Damen zusehends entblättert.

Die gute Laune auf der Bühne wirkt ansteckend, spätestens beim Hit, der auf Gothicparties genauso einschlug wie bei Teenie-Geburtstagen: "Ich muss gar nix" funktioniert auch nach vier Jahren noch. Und Schalz stellt ganz richtig fest: "Da schmilzt so eine lang gehegte Hamburg-Berlin-Feindschaft einfach dahin."