Der kerpener Reggae-Sänger und -Songschreiber Patrice und seine Band Supowers warfen die Rauchmaschine im gut gefüllten Docks an.

Hamburg. Auf der anderen Seite des Flusses ist das Gras immer grüner. Vor allem, wenn auf dem gegenüberliegenden Ufer eine Reggae-Band spielt. So ziehen im Verlauf des Konzerts von Reggae-Sänger und Songschreiber Patrice am Donnerstag im gut gefüllten Docks beeindruckende Rauchschwaden durch den Saal, die ganz sicher nicht nur von der auf Hochtouren laufenden Nebelmaschine auf der Bühne stammen. Dabei ist es wirklich überflüssig, trotz Rauchverbots grammweise "Deutsche Hecke" anzuzünden, denn Patrice und seine Band wirken auch nüchtern.

Nachdem der in Kerpen geborene und zwischen Köln und New York pendelnde Künstler lange Zeit mit seiner Shashamani-Band unterwegs war, ist nun für die Tour zum aktuellen Album "One", das zehn Jahre nach dem Debüt "Ancient Spirit" auch eine Art Jubiläumsplatte ist, die Truppe Supowers an seiner Seite. Und die erreicht mit wenigen Mitteln, klassischen Reggae-Offbeats, pumpendem Bass und punktgenauen Gitarrenschrubbern tanzbaren Wohlklang. Bei den Supowers wird nichts verschleppt, nichts verpennt. Kompakt arrangiert und doch spielfreudig präsentiert, rüttelt "Ten Man Down" an den Kniegelenken.

Die Supowers wirken, als würden sie schon zehn Jahre zusammenspielen. Dabei ist Patrice niemand, der sich in Korsette zwängen lässt. Soul, Funk und Jazz, Rock und Folk reichern "Sunshine" und ein anschließendes "Sonnenschein-Medley" mit den Covers "Ain't No Sunshine" (Bill Withers) und " I Can See Clearly Now" (Johnny Nash) an, sodass Patrice und seine Jungs trotz aller Roots-, Reggae- und Dancehall-Dominanz und Patois-Texten nie nach Karibik-Klischee und Cocktailschirmchen klingen. Sondern wie eine Band, die einfach nur ihre Freiheit genießt.

Zur Freiheit gehört auch, dass Patrice wie immer keine Setliste dabei hat, sondern einfach nach Gusto oder auf Zuruf ein Lied aus seinem riesigen Repertoire wählt und drauflosspielt. Allerdings durften seine Fans vorab auf der Patrice-Homepage über ihre Lieblingssongs abstimmen, die ersten drei - das schmissige "Soul Storm", das lässige "Sunshine" und die Ballade "Clouds" - werden auch brav gespielt.

"Africaan Showz arda long Showz", warnt Patrice in seinem Patois-Slang und grinst breit, als es in einen langen Zugabenteil geht, eine Achterbahnfahrt aus zurückhaltenden Songwriter-Perlen ("Appreci Luv") und Drumsession-Märschen quer durch das Publikum. Nach 130 Minuten ist aber doch Feierabend, und die Rauchschwaden dürfen auf den Spielbudenplatz abziehen. Es ist kalt und zugig, die Stimmung auf dem Kiez mal wieder aggro. Aber mit dem Ohrwurm "Soul Storm" erreicht man das rettende Ufer.