Mithilfe von Magie begeistert das Ensemble Resonanz Kinder für klassische Musik

Kampnagel. Ein Konzert ohne Noten ist wie Schwimmen ohne Wasser. Wenn aber zufällig ein Zauberer im Saal ist, könnte es doch noch klappen mit der Musik. Schließlich ist er mithilfe der Magie in der Lage, Dinge schweben zu lassen oder Kinder aus dem Publikum unvermutet ans Musizieren zu bringen. Nichts fasziniert Kinder so sehr wie Zauberei. Mithilfe der Magie müsste sich der Nachwuchs doch auch für moderne Klassik begeistern lassen, dachte sich Barbara Stiller vom Ensemble Resonanz, dem Hamburger Klangkörper für genreübergreifende Projekte.

Seit zwei Jahren lädt das Ensemble Resonanz zu Konzerten mit dem Hamburger Zauberkünstler Nico Valentino. An diesem Wochenende sind gleich vier dieser "Zauberkonzerte" in der Kulturkirche Altona und auf Kampnagel angesetzt. Sie sind Teil des diesjährigen Internationalen Musik- und Theaterfestivals "KinderKinder", das noch bis zum 15. November läuft. "Die Kinder nehmen interaktiv Einfluss auf das Programm", sagt Valentino. "Sie reagieren auf das, was passiert, und sind dabei wahnsinnig kreativ. Da weiß man nie, was auf der Bühne passiert."

Zunächst einmal gilt es, das Problem der verschwundenen Noten zu lösen. Das Ensemble Resonanz überbrückt die anfängliche Verlegenheit mit einer Kakofonie, einem wüsten Klangdurcheinander. Valentino bittet einzelne Kinder auf die Bühne, bringt sie vielleicht dazu, selbst Musik zu machen. Und am Ende gelingt es ihm, die Noten vielleicht doch noch herbeizuzaubern.

Ganz nebenbei vermitteln die 18 Streichmusiker des Ensembles den Kindern Kenntnisse in klassischer Musik. Sie geben Antworten auf die Fragen "Wie funktioniert eigentlich ein Orchester?" oder "Wozu braucht man überhaupt Noten?". Bei echten Schlagern der Klassikliteratur wie Wolfgang Amadeus Mozarts "Eine Kleine Nachtmusik" lassen sich die Kinder meist mühelos mitreißen. Bei der zeitgenössischen Komposition "Shaker Loops" von John Adams für Streicherseptett sieht es da schon anders aus. "Das Werk hat keine Melodie. Es besteht nur aus Rhythmus und zieht damit nur schwer die Aufmerksamkeit von Kindern auf sich", sagt Nico Valentino. Er packt die Kleinen natürlich trotzdem. "Die Kinder stehen da mit offenen Mündern. Das gewinnt eine ganze eigene Dynamik, bei der jeder gerne mitmacht." Einmal brachte er einen achtjährigen Dreikäsehoch dazu, das Lied "Frère Jacques" zu spielen und 400 Kinder zum Mitsingen zu bewegen.

Die Gabe, Groß und Klein mit seinen Tricks zu begeistern, hat Nico Valentino schon früh verspürt. Mit sieben Jahren probierte er seinen ersten Zaubertrick, mit neun Jahren hatte er mit Unterstützung der Mutter seinen ersten Auftritt.

Heute bereist er ferne Länder von Kanada bis Afrika. Wenn er dort nach der Show einen Trick auflösen will, glaubt ihm sein Publikum in der Regel nicht. "Das eigene Staunen hat dort einen höheren Wahrheitsgehalt als jeder reale Erklärungsversuch", sagt er. "Da hat man als Zauberer eine große Verantwortung." Die hat er natürlich auch gegenüber Kindern. Auch wer noch nie zuvor ein klassisches Konzert besucht hat, dürfte der Magie seines Zauberkonzerts erliegen.

Zauberkonzerte beim Festival "KinderKinder" Sa 16.10., 15.00 und 17.00, Kulturkirche Altona (Bus 115), St.-Johannis-Kirche, Max-Brauer-Allee/Ecke Sternbrücke; So 17.10., 11.30 und 16.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20-24, Karten Erwachsene 8,-/Kinder 6,- unter T. 44 02 98 oder unter T. 27 09 49 49