Meditatives Drama: “Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben“

Ja, es ist eine Floskel, und doch trifft sie auf kaum einen Film so gut zu wie auf "Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben": Mit der im Mai mit der Goldenen Palme von Cannes gekrönten Tragikomödie taucht man schlichtweg in eine andere Welt ein - und zwar in die mystische Geisterwelt Thailands.

Da wundert sich der Zuschauer nicht, wenn plötzlich die verstorbene Frau des Titelhelden am abendlichen Essenstisch auf der Veranda auftaucht und sich mit der Familie unterhält. Auch wenn wenig später der längst verschollene Sohn als Menschenaffe mit glühenden roten Augen erscheint, hält sich das Erstaunen in Grenzen. Etwas wunderlich mag dann noch anmuten, wenn sich eine Prinzessin in einem Gewässer spiegelt und dabei abwechselnd altert und sich verjüngt, um schließlich Sex mit einem sprechenden Wels zu haben. Doch da ist der Zuschauer längst gefangen von der wunderbar meditativen, ruhigen Stimmung.

Verknappt lässt sich die Handlung einfach erzählen: Uncle Boonmee leidet an Nierenversagen und hat nicht mehr lange zu leben. Seine Schwägerin und ein junger Mann besuchen den Witwer auf seiner Honigfarm am Rande des Dschungels, um ihn an seinen letzten Tagen zu begleiten. Sie alle gehen in eine Höhle, in der Boonmee stirbt, es gibt einen buddhistischen Gottesdienst und am Ende wird das Geld aus den Kondolenzbriefen gezählt.

Doch es geht eben auch um Wiedergeburt, um Menschen, die sich mit Affen paaren, um einen ausgerissenen Büffel, um Seelenwanderung und nicht zuletzt um das politische Herrschaftssystem in Thailand. All das reiht sich scheinbar zusammenhangslos aneinander, Geschichten und Lebensläufe koexistieren wie selbstverständlich und so ergibt sich zum Schluss ein einheitliches Bild, ein Gefühl für eine Stimmung, eine Kultur oder vielleicht auch nur ein ganz besonderes meditatives Kinoerlebnis.

Bewertung: empfehlenswert Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben Thailand 2010, 113 Min., o. A., R: A. Weerasethakul, D: Thanapat Saisaymar, Jenjira Pongpas, Sakda Kaewbuadee, täglich im Abaton; www.uncle-boonmee.de