Die lakonische Komödie “Im Oktober werden Wunder wahr“ ist stilsicher und komisch

Das Leben, ein Tauschgeschäft. Jedenfalls für Clemente, denn der ist Pfandleiher von Beruf. Die Tätigkeit führt er mit größtmöglicher Sachlichkeit aus. Allerdings sitzen seine Kunden auf der anderen Seite des Tisches auf einem niedrigeren Schemel, sodass sie zwangsläufig zu ihm aufblicken müssen. Seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt er durch den regelmäßigen Besuch bei einer Prostituierten. Sonderlich entspannt wirkt er dabei aber nicht.

Clementes geregeltes Leben gerät aus den Fugen, als er eines Nachts bei seiner Heimkehr einen Korb mit einem Baby in seiner Wohnung entdeckt - offenbar das Produkt eines Verhältnisses mit einer anderen Prostituierten. Fortan hält er das Baby im Arm, wenn er seine Kunden empfängt - ein auf Dauer unhaltbarer Zustand, weshalb er denn auch seine Nachbarin Sofia als Babysitter engagiert. Für die ist das eine willkommene Abwechslung, verbringt sie ihre Tage doch weitgehend mit Beten und dem Anzünden von Kerzen, in der Hoffnung, der Gott der Wunder werde ihr einen Lottogewinn bescheren.

In seiner Freizeit begibt sich Clemente auf die Suche nach der Mutter des Kindes. Die ist inzwischen umgezogen, und entsprechend schwierig gestaltet sich die Suche - und kostspielig, denn jede ihrer Kolleginnen, von denen er Auskunft begehrt, antwortet, dass es die nicht kostenlos gebe. Und seine Frage, ob in dem geforderten Betrag denn die sexuellen Dienste der Angesprochenen enthalten seien, wird stets abschlägig beschieden.

Dass ein geregeltes Leben durch ein unverhofftes Ereignis aus den Fugen gerät, ist ein beliebtes Muster für Kinogeschichten. Dass es in diesem Film ganz frisch wirkt, liegt an der Lakonie der Erzählung. "Im Oktober werden Wunder wahr" ist gänzlich in starren Einstellungen erzählt, die Kamera bewegt sich auch dann nicht, wenn die Darsteller aus dem Bild gehen, sondern bleibt starr. Das ist im heutigen Kino allemal eine Wohltat, der Zuschauer darf sich dabei durchaus an die Filme von Aki Kaurismäki erinnert fühlen oder auch an den Film "Gigante", der im vergangenen Herbst in den Kinos lief.

Der kam aus Uruguay, "Im Oktober werden Wunder wahr" kommt aus Peru, beides ziemlich weiße Flecken auf der Landkarte der Kinematografie, denen man aufgrund dieser Filme aber vielleicht künftig mehr Aufmerksamkeit schenken wird. Das Langfilmdebüt der Brüder Daniel und Diego Vega, 1973 beziehungsweise 1974 geboren, ist jedenfalls ebenso stilsicher wie bewegend und komisch.

Bewertung: empfehlenswert Im Oktober werden Wunder wahr Peru 2010, 83 Min., ab 12. J., R: D. und D. Vega, D: Bruno Odar, Gabriela Velasquez, täglich im 3001 (OmU); www.neuevisionen.de