Das Biopic “Gainsbourg“ ist ins Fantastische überhöht

Mit einem Biopic über einen längst zum Mythos gewordenen Chansonnier kann man eigentlich nur scheitern. Der Mann mit der festgewachsenen filterlosen Gitanes zwischen den Fingern wirkt schnell wie seine eigene Parodie. Doch in seinem Film "Gainsbourg (vie héroique)", der hier den idiotischen Titel "Gainsbourg - Der Mann, der die Frauen liebte", erhielt, umschifft Regisseur Joann Sfar die Klippen der Klischees dank ein paar surrealer Einfälle und eines exzellenten Hauptdarstellers (Theatermime Eric Elmosnino).

Der Film wirft ein paar gut platzierte Schlaglichter auf die zerrissene Persönlichkeit Gainsbourgs. Als Kind lehnen die Frauen den Sohn russisch-jüdischer Immigranten noch als Spielkameraden ab. Lange bleibt die Malerei seine bevorzugte Ausdrucksform, bevor er in Nachtclubs als Pianist sein Geld verdient. Bald reißen sich von der Greco über die Bardot bis zur Birkin alle um ihn. Er macht sie unglücklich, provoziert Skandale nicht nur mit der Stöhnhymne "Je t'aime ...".

Der als Comiczeichner bekannte Sfar wendet einen Kunstgriff an, der das selbstzerstörerische Über-Ich des Sängers gleichsam als fantastische Figur verkörpert. Doug Jones flüstert ihm als Puppe verkleidet mephistophelisch seine egozentrische Monstrosität ein. Das erklärt nichts, hebt die Film-Biografie aber über eine Chronologie des Vertrauten hinaus.

Bewertung: empfehlenswert Gainsbourg - Der Mann, der die Frauen liebte , F 2010, 130 Min., ab 12 J., R: Joann Sfar, D: Eric Elmosnino, Doug Jones, Lucy Gordon, Laetitia Casta, Anna Mouglalis u.a., täglich im Passage, UCI Mundsburg, Zeise; www.gainsbourg-derfilm.de