Von Österreich Ungern bis Krebszucht auf Amrum und Barbarossas Rhababerbarbaren: Mit Bandnamen fängt es an, aber dann hört es auf.

Alles was es braucht auf dieser Welt, ist ein gescheiter Einfall und ein fester Entschluss. Aber es ist gar nicht so einfach, einen Bandnamen zu finden, denn zwischen Einstürzenden Neubauten und Abstürzenden Brieftauben sind schon alle schönen vergeben: Österreich Ungern, Die Toten Ärzte, Blockflöte des Todes, The Who. Gerade ein "The" macht noch aus jedem Mist Rock 'n' Roll: The Rolling Stones. The Jon Spencer Blues Explosion. The The.

Immerhin: Vampyros Lesbos scheint noch nicht vergeben zu sein, jetzt heißt es, sich schnell die Markenrechte zu sichern. Denn der Name ist gut zu merken und - ganz wichtig - leicht zu googeln, auch wenn die Gefahr besteht, dass der erste Google-Treffer ein erotischer Horrorfilm aus dem Jahr 1970 sein könnte. Wobei wir schon bei tollen Filmtiteln wären: "Die sich in Fetzen schießen", "Sunshine Reggae auf Ibiza". Aber zurück zu den Bandnamen zwischen ABBA und ZZ Top.

Es gibt Bandnamen, die sich jeder merken kann, die einen aber beim Googeln in den Wahnsinn treiben. Vor einigen Jahren stand eine britische Rockband kurz vor dem Durchbruch, liegt aber zurzeit auf Eis und ist in Teilen in der Bloodhound Gang aufgegangen. Aber wer sich A nennt, braucht sich trotz Pole-Position im alphabetisch sortierten CD-Regal auch nicht über Misserfolge zu wundern.

Das andere Extrem sind Wortsalate wie ... And You Will Know Us By The Trail Of Dead, Die Toten kehren wieder mit dem Wind oder Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs, die von Festivalveranstaltern abgrundtief gehasst werden. Bevor die Platz auf dem Plakat wegnehmen, bucht man dann doch lieber Beatsteaks oder Die Ärzte. Krebszucht auf Amrum ist schon hart an der Grenze und The Bloody Beetroots Deathcrew 77 waren beim Hurricane-Festival 2010 eine Ausnahme.

Wer weiß also, ob es die US-Indie-Rocker Someone Still Loves You Boris Yeltsin mal nach Scheeßel schaffen. Zumindest dürfen sich die Jungs aus Missouri, die am 17. Oktober im Molotow spielen, mit unserem redaktionsinternen Preis "Bandname der Woche" schmücken, den letzte Woche noch Don't Eat All The Humans Please bekommen hat.

Wer noch auf der Suche nach einem Bandnamen ist, muss viele ungeschriebene Regeln beachten. "The"-Band ist schon ein eigenes Genre, und wer sich eine Endung mit "-th" aussucht, steckt schnell zusammen mit Opeth, Morgoth, Gorgoroth und Behemoth in der Metal-Schublade. Und bloß keine Nummern! Zwischen 3 Doors Down, 30 Seconds To Mars, Hallogallo 2010, 4Lyn, Sum 41, Blink 182, AK 4711 und SR 71 ist schon alles vergeben. Vorsicht ist auch bei Konstrukten geboten, die zur Verballhornung förmlich einladen.

Cradle Of Filth, die Knödel aus Filz. Limp Bizkit, Limp Business. Metallica, Alkoholiker, Nutellica. Ach ja, und den Metal-Umlaut ("Röck Döts") bitte nur bei Motörhead, Mötley Crüe, Eläkeläiset, Japanische Kampfhörspiele und Die Ärzte, nicht bei Fischer-Chöre oder Jason Derülo. Und immer schön vorab die Rechtslage klären, damit man sich nicht von James Blast Orchester in J.B.O. oder von Disneyland After Dark in D-A-D (oder U.D.O., DÖF, DAF) umbenennen muss.

Zum Schluss noch ein wenig Namedropping zur Inspiration. Gut: Barbarossas Rhababerbarbaren, Eagles Of Death Metal, Slayer, T. Raumschmiere, R.J. Schlagseite. Doof: Ten Beers After, Axel Rudi Pell, Klaus Lage Band, Puhdys, Die Atzen. Erstaunlich, wie der Name manchmal Programm sein kann, nicht wahr? Bleibt nur noch die Frage, wer diese Band ist, die bei fast jedem Konzert im Vorprogramm auftritt: Special Guest.

Someone Still Loves You Boris Yeltsin So 17.10., 21.00, Molotow (U St. Pauli), Spielbudenplatz 5, Karten zu 13,20 im Vorverkauf; www.sslyby.com