Die CD-Reihe der Zeit-Stiftung erhält einen Echo-Klassik-Sonderpreis

Hamburg. Wie bedeutend die Blütezeit der hiesigen Musikgeschichte zwischen 1600 und 1800 war, ist in der selbst ernannten Musikstadt und Elbphilharmonie-Heimat Hamburg nach wie vor beschämend ungenügend dokumentiert. Es gibt immer noch keine angemessene Pflege der Alten Musik, es gibt keine Gedenkstätte für eine europaweit bewunderte Barock-Größe wie Telemann, keine professionellen Festivals mit überregionaler Ausstrahlung, und auch die Staatsoper mag sich beim Thema Barock-Oper nur alle Jubeljahre daran erinnern, dass eines ihrer Vorgänger-Häuser die wegweisende Oper am Gänsemarkt war, an der ein junger Händel im Orchester mitspielte und erste praktische Erfahrungen sammelte, die ihm andernorts die Karriere erleichterten.

Die dankenswerte Arbeit dieser Traditionspflege hat vor drei Jahren die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius übernommen, mit der Förderung der CD-Reihe "Musica Sacra Hamburgiensis", die in Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek auf dem cpo-Label Wiederentdeckungen aus der Kirchenmusik präsentiert. Am 17. Oktober wird dieser kleine, feine lokalpatriotische Einsatz gewürdigt. Mit einem Echo-Klassik-Sonderpreis - die einzige dieser Ehrungen, die nicht branchenintern ausgewürfelt wird - für die inzwischen elfteilige Reihe, die mit Konzerten der jeweiligen Werke im norddeutschen Raum verbunden ist.

Bislang erschienen sind Aufnahmen mit Kompositionen von Lokalgrößen: Rombergs "Messias" von 1793, frühe Motetten von Praetorius, Choralbearbeitungen und Motetten von Selle, Konzerte von Förtsch, Telemanns Oratorium "Der aus der Löwengrube errettete Daniel", Matthesons Weihnachtsoratorium "Das größte Kind", Passionsmusiken vom dem vor allem als Opernkomponist bekannten Keiser.

Zuletzt veröffentlicht wurden die "Quartalsmusiken" für kirchliche Festtage von Carl Philipp Emanuel Bach, einem Sohn des Thomaskantors sowie Nachfolger und Patenkind des 46 Jahre amtierenden Musikdirektors Telemann, an den lediglich eine unscheinbare, leicht zu übersehende Gedenktafel vor dem Rathaus erinnert.

Eingespielt haben sie Spezialistenensembles wie das Ensemble Weser-Renaissance, Hamburger Ratsmusik, Capella Ducale, La Stagione Frankfurt oder die Himmlische Cantorey. Unerhörte Schätze, deren Würdigung in ihrem Entstehungsort überfällig war.