Hamburg. "Ich will zerstören", singt Katja Riemann im St.-Pauli-Theater und macht sich mit dem Rammstein-Song Mut für ihren satirisch gemeinten Streifzug durch die Niederungen deutscher Provinz "Friedensreich. Doitschlandabend". Nur wenig von der Ironie und Wut der Berliner Krawall-Rockband bringt der adrette Filmstar in der Mischung aus Sibylle-Berg-Texten und Rammstein-Titeln über die Rampe, wird aber begeistert von ihren Fans gefeiert. Ein gutes Beispiel dafür, wie man durch seinen guten Ruf glänzend über die Runden kommt, auch wenn die Leistung so glänzend nicht ausfällt.

Streckenweise bringt Riemann die Songs mit dem Charme einer missionarischen Kindergärtnerin, klimpert zu den verstärkten Loops und Riff-Gewittern des Gitarristen Arne Jansen auf dem Glockenspiel. Immerhin schlägt sie komödiantisches Kapital aus Sibylle Bergs Betrachtungen. Dennoch: Auch wenn Riemann Regisseure nicht mag, wäre sie besser beraten, einen zurate zu ziehen. Der hätte sie davor bewahrt, den Brecht-Text für die Deutschland-Hymne an der Rampe wie ein Weihnachtsgedicht aufzusagen. Da rettet auch der Rammstein-Spott über den Weihnachtsmann nichts mehr.