Die Science Busters - zwei Wissenschaftler und ein Kabarettist - kommen ins St.-Pauli-Theater und gehen an die Grenzen der Physik - und weiter.

Hamburg. Gibt es bessere Gründe, um sich mit Physik zu beschäftigen, als die Hoffnung auf Geld, Ruhm und schnellen Sex? Nein, gibt es nicht, fanden drei Herren aus Österreich vor drei Jahren. Physik, so nahmen sich die drei damals vor, soll endlich wieder populärer werden als, sagen wir mal, murmelgroße Überbeine am kleinen Zeh.

In ihrer Heimat haben Werner Gruber, Martin Puntigam und Heinz Oberhummer das mittlerweile geschafft: Ihre Naturwissenschaft-trifft-Kabarett-Abende im Wiener Rabenhof-Theater sind ständig bestens besucht, knapp 30 Programme haben sie sich bereits ausgedacht. Dazu kommen eine wöchentliche Radiokolumne der Science Busters beim Freistil-Sender FM 4, Kolumnen, Bücher, TV-Auftritte und Tourneen wie die, die sie jetzt ins Hamburger St.-Pauli-Theater bringt.

Die Lebensläufe der drei können sich sehen lassen: Gruber unterrichtet am Institut für Experimentalphysik an der Uni Wien; Oberhummer ist ein pensionierter Astrophysiker der TU Wien, der sogar eine Nobelpreisnominierung vorweisen kann. Und Puntigam? Puntigam ist Medizinstudium-Abbrecher, dafür aber einer der bissigsten Kabarettisten Österreichs. Er moderiert und kommentiert, vor allem aber trägt er auf der Bühne eine neonrosa Radlerpelle, um seine physischen Qualitäten - siehe Artikelbeginn - anzupreisen.

Dass die drei Science Busters, die nach eigener und unwidersprochener Einschätzung schärfste Science-Boygroup der Milchstraße, aus Österreich kommen, erklärt einiges, entschuldigt aber auch nicht alles. Die gemeinsame Spezialität neben der Freude am gepflegten Böllern vor Publikum und dem gegenseitigen Runtermachen ist der genüsslich ausgelebte Hang zum schwarzen Humor.

Sie erklären so leicht verständlich, dass selbst Zeitgenossen mit Beton-Sechsern in Physik kapieren, wie Schwarze Löcher entstehen (mit Bastelanleitung), wozu die Bakterien gut sind, die man im Kot von Alpakas findet, oder wie ein Gedanke entsteht. Den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik übersetzen sie so: "Die Spielsachen im Kinderzimmer heben sich nicht selbst vom Boden auf, das muss wer machen." Für Freunde umstrittener Heilmethoden gibt es eine Anleitung zum homöopathischen Komasaufen.

Auch Themen aus dem Umfeld der katholischen Kirche werden gern und regelmäßig abgebürstet: Dann wird mit knochentrockenem Humor gefragt und beantwortet, wie viele Jesusatome in jedem von uns sind, oder es gibt Anleitungen fürs Überswassergehen ("See Genezareth 2.0") oder ein Do-it-yourself-Blutwunder mit nur vier Zutaten.

So ganz nebenbei hat Gruber auch noch die kulinarische Physik entwickelt. Erste Forschungserfolge bescherten ihm das Rezept für den perfekten Schweinebraten, seine Körperfülle zeugt von enormem Wissenshunger.

Eines der vielen Lieblingsthemen Oberhummers ist das Nachdenken über Aliens irgendwo im All, ob's die gibt oder nicht. Seine These dazu: Der beste Beweis für das Vorhandensein außerirdischer Intelligenz sei womöglich, dass sie mit unsereins noch nicht in Kontakt getreten sei. "Vielleicht samma der Abschaum des Universums und drum will niemand was mit uns zu tun ham."

Show: "Wer nichts weiß, muss alles glauben". St.-Pauli-Theater, 14.10., 20 Uhr. Karten unter Tel. 47 11 06 66. Das gleichnamige Buch ist im ecowin-Verlag erschienen (234 Seiten, 21,90 Euro). Podcast unter: http://fm4.orf.at/sciencebusters