Der Rapper mit dem Schnauzbart begeisterte auch beim zweiten Fabrik-Konzert des Jahres. Nur mit dem “Papierkrieg“ hatte er seine Probleme.

Hamburg. "Veni Vidi Vintage" steht auf Dendemanns T-Shirt und die Feststellung trifft es genau: Wer am Dienstag in die nahezu ausverkaufte Fabrik kommt, der sieht jede Menge Vintage auf der Bühne. Der blau-grüne Ballonseidenanzug des Gitarristen ist ja schon schlimm, wird aber locker vom Outfit des Keyboarders übertroffen: Sehr kurze schwarze Shorts und ein schachbrettgemustertes Jäckchen sind wahrhaft (sehnerv)reizend. Und Dendemanns Oberlippe ziert nach wie vor ein prächtiger Schnauzbart. Immerhin, der haarige Nackenspoiler ist kürzer als bei seinem Konzert im April.

Die optischen Gewaltverbrechen werden dann glücklicherweise akustisch mehr als aufgewogen. 30 Songs in "Gut Und Gerne" zwei Stunden, eine "Abersowasvon" vollgestopfte Setliste, die frenetisch gefeiert wird. Die gerade noch sehr starke Faszination für das Objektiv der Fotografin ("Darf ich deine Kamera fotografieren, die ist ja größer als du ..."): vergessen. Die testosterongeschwängerten Kumpelrituale der jüngeren "Nesthocker": abgebrochen. Denn jetzt steht "Der Beste wo gibt" auf der Bühne und ist "Sensationell".

Nur ein Fan hat erst mal Grund zum Schmollen. Auf seinen laut herauskrakeelten Wunsch bekommt er eine entsetzte Antwort: "Papierkrieg? Weißt du, wie lang das ist?" Doch der "Nichtschwimmer" hat ein Einsehen. Ganz am Ende spielt er auch noch das fast fünf Minuten lange Stück. Und hinterlässt eine verschwitzte, von Endorphin und anderen Glück verheißenden Substanzen euphorisierte Menge, für die trotz des gemeinsam genossenen Abends leider "Kein Platz im Tourbus" ist.