Thomas Arslans Krimi “Im Schatten“ ist überragend: Erstaunlich, dass ein Krimi, in dem vordergründig so wenig passiert, so mitreißend sein kann.

Früher Abend in Berlin, es regnet in Strömen. Ein Mann sitzt im Café, schaut raus, beobachtet die Szenerie. Lange geht das so, dann kommt ein Auto, fährt in eine Tiefgarage - und die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Trojan (Misel Maticevic) heißt der Mann. Er ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, doch Interesse an Resozialisierung hat er nicht. Bei einem früheren Partner fordert er seinen Anteil ein, wofür der ihm zwei Killer auf den Hals hetzt. Die Suche nach einem neuen Coup erweist sich als schwierig, bis eine Anwältin (Karoline Eichhorn) den Überfall auf einen Geldtransporter vermittelt. Noch einmal gelingt es Trojan, seinen alten Kumpel Nico (Rainer Bock) zu aktivieren, doch was die beiden nicht wissen: Ihnen ist ein korrupter Polizist (Uwe Bohm) auf den Fersen, der bereit ist, über Leichen zu gehen.

Regisseur Thomas Arslan ("Dealer"), der auch das Drehbuch schrieb, ist ein Meister der Auslassungen, der Leerstellen, die eine ungeheure Innenspannung erzeugen. Wo Trojan herkommt, was ihn - abgesehen von gelegentlichem Sex - mit der Anwältin verbindet, wie er sich seine Zukunft vorstellt: Das alles bleibt, wie der Filmtitel schon sagt, im Schatten.

Eine philosophische Dimension habe er nicht bewusst eingebaut, sagt Arslan, doch ist der existenzialistische Subtext unübersehbar, wirkt Trojan wie eine moderne Version von Camus' "Fremden". Ein Mann, der jenseits der Gesellschaft zu existieren scheint, der schweigt, wo andere reden und simplen Überlebensinstinkten folgt. Die großen Einsamer-Wolf-Gangsterfilme von Sam Peckinpah und Jean-Pierre Melville kommen einem in den Sinn, aber auch neues deutsches Kino von Ulrich Koehler ("Bungalow") bis Dominik Graf. Erstaunlich, dass ein Krimi, in dem vordergründig so wenig passiert, so mitreißend sein kann.

Bewertung: Überragend Im Schatten D 2010, 86 Min., ab 12 J., R: Thomas Arslan, D: Misel Maticevic, Karoline Eichhorn, ab 10.10. täglich im 3001; www.peripherfilm.de