Wohin führt unser Weg? Drei neue Bücher befassen sich auf unterschiedliche Weise mit dieser allumfassenden Frage. Gemeinsam ist ihnen das gesellschaftliche Engagement, dem sich der Leser angeregt und ermuntert sofort anschließen möchte.

Horst-Eberhard Richter, der Vater der Friedensbewegung, behandelt in "Moral in Zeiten der Krise" die großen Fragen aus der Sicht des Analytikers und Therapeuten des ganzen Landes. Nicht Schurkenstaaten oder Unglücksfälle, sondern wir allein seien Schuld an der Finanzkrise und der Klimabedrohung. Einer ratlosen Politik, so schreibt Richter, fehlen die moralischen Kräfte, die für soziale Gerechtigkeit und die Zukunftsvorsorge in unserer Gesellschaft unentbehrlich sind. Kein anderer Weg kann uns aus den Krisen herausführen als das Erstarken eines neuen moralischen Verantwortungsbewusstseins.

Der Berliner Historiker Eberhard Straub mokiert sich in "Zur Tyrannei der Werte" über die aktuelle Wertedebatte und rechnet mit der Inflation der Werte ab. Dagegen rehabilitiert er den Begriff der Würde und verteidigt die Freiheit. Straub beschreibt scharfzüngig, wie das Gerede um Werte die Menschenwürde bedroht.

Die Freunde Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo stellen in "Wofür stehst Du?" etwas Seltsames fest: Obwohl sie sich über viel Privates ausgetauscht haben, über Leidenschaften, Erfolge und Ängste sowie Ehen und Trennungen, blieben Fragen nach dem Sinn des Lebens unausgesprochen.

Beide beobachten einen Rückzug aus gesellschaftlicher Verantwortung und halten eine Plädoyer gegen die Gleichgültigkeit. Die Autoren möchten keinen weiteren Kanon der Werte aufstellen, sondern in biografischen Anmerkungen und Essays einfach nur beschreiben, was ihnen wichtig ist im Leben und was ihnen fehlt.

Horst-Eberhard Richter: Moral in Zeiten der Krise. Suhrkamp Verlag, 192 S., 12 Euro

Eberhard Straub: Zur Tyrannei der Werte. Klett-Cotta Verlag, 170 S., 17,95 Euro

Axel Hacke/Giovanni di Lorenzo: Wofür stehst Du? Was in unserem Leben wichtig ist - eine Suche. Kiepenheuer & Witsch Verlag, 231 S., 18,95 Euro

In "Aufgeblättert" stellen im Wechsel Rainer Moritz (Literaturhaus), Annemarie Stoltenberg und Wilfried Weber (Buchhandlung Felix Jud)

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