Kunst und Leben, Anarchie und Struktur, Ausschweifung und ordnendes System - für den dänischen Künstler Poul Gernes (1925-1996) waren das keine Gegensätze, sondern Elemente, die sich in seinem künstlerischen Werk gegenseitig bedingten. Gernes war jahrzehntelang einer der einflussreichsten skandinavischen Künstler, bis heute beeinflusst er die junge Szene in Dänemark.

Mit mehr als 400 Exponaten zeigen die Deichtorhallen auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern ab Freitag eine umfassende Retrospektive des Künstlers, dessen Ästhetik bis heute aktuell erscheint. Besonders beeindruckend sind Gernes' raumgreifenden abstrakte Kompositionen, deren enorme Präsenz sich aus ihrer ebenso delikaten wie intensiven Farbigkeit erklärt. Gernes hatte keine Scheu vor großen Projekten, von 1977 an gestaltete er die Innenräume zahlreicher öffentlicher Gebäude. Ein Beispiel ist das 25-stöckige Krankenhaus Herlev in einem Außenbezirk von Kopenhagen. Weitgehend unbekannt ist das Frühwerk aus den 1940er-jahren, das jetzt ebenso zu sehen ist wie seine späten Blumenbilder.

Poul Gernes - Retrospektive, 8.10.2010-16.1.2011, Deichtorhallen (U Messberg), Deichtorstraße 1-2, Di-So11.00-18.00, Do bis 21.00