“Die Katze auf dem heißen Blechdach“ begeistert im Ohnsorg

Hamburg. Schwer angeschlagen sind die Männer in der Hamburger Reederfamilie Pohlmann. Der millionenschwere Patriarch hat Krebs im Endstadium. Sein lädierter Lieblingssohn, der Sportreporter Fritz, hält sich an Krücke und Rumglas fest. Im Streit um die Firma gerät der Hausfrieden in Schieflage. Stark erweist sich allein das "schwache Geschlecht". Silvia hält eine Scheinehe mit Fritz aufrecht, kämpft um das Erbe, ihre Ehe und ein Kind. Die Story ähnelt nicht zufällig der "Katze auf dem heißen Blechdach" von Tennessee Williams. Unter dem Titel "Slagsiet" wurde Frank Grupes niederdeutsche Bearbeitung und Inszenierung am Ohnsorg zum Triumph für das Ensemble - allen voran das phänomenale Schauspielertrio Sandra Keck, Uwe Friedrichsen und Oskar Ketelhut.

Der Regisseur verlegte den Williams-Klassiker vom Mississippi an die Elbe, aus den amerikanischen Südstaaten in den noblen Hamburger Westen. Statt im Rednecks-Slang spricht der aus einfachen Verhältnissen aufgestiegene Clan im trauten Familienkreis op Platt. Aus "Big Daddy" wird "Baas Papa". Grupe hält sich jedoch streng ans Original, betont noch dessen Härte und sexuelle Drastik, die in Richard Brooks' Filmwelterfolg mit Liz Taylor und Paul Newman prüde eliminiert wurde.

Nur Sandra Kecks schwarze Kurzhaarperücke erinnert an die Taylor und den Film. Ansonsten bestechen Spiel und Inszenierung durch klares Eigenprofil. Keck zieht als "Katt" Silvia alle Register zwischen erotischem Schmusekätzchen und fauchendem Krallentier, lässt stets die entschlossen liebende und tief verletzte Frau spüren. In Rum und Selbstekel ertrinkt der stoisch in sich gekehrte, doch in jedem Moment superpräsente Fritz von Oskar Ketelhut. Ihm und Uwe Friedrichsens polterig hartem, lebensgierigen Selfmade-Man gehört der zweite Akt. Der "Puntila" und sein "Knecht Matti" aus der Brecht-Inszenierung am Ohnsorg lieferten sich erneut ein atemberaubendes Duell in der Aussprache zwischen Vater und Sohn: Ein letzter - und gelungener - Versuch, in Lüge und Selbstbetrug die Wahrheit anzunehmen.

Slagsiet bis 12.11., Ohnsorg-Theater, Karten T. 35 08 03 21; www.ohnsorg.de