Fulminanter Saisonauftakt der Elbphilharmonie Konzerte

Hamburg. Wer hat eigentlich behauptet, dass Orchesterspiel nur als Monarchie funktioniere? Das junge Ensemble Spira mirabilis, zu Deutsch - und nicht von ungefähr - Wunderspirale, hat bei der Saisoneröffnung der Elbphilharmonie Konzerte jede Menge gängiger Vorstellungen über den Haufen geworfen.

Das Docks am Spielbudenplatz dürfte bislang eher selten ein sogenanntes klassisches Konzert erlebt haben. Und so eines schon gar nicht. Auf dem Programm stand nur ein Stück, nämlich Beethovens viel belächelte und oft missverstandene Achte. Die dauert, am Stück gespielt, gerade mal eine halbe Stunde. Aber was das kleine Orchester aus der Partitur herausholte, gab Glück und Futter für Ohren und Kopf auf Tage hinaus: Kein Gramm Fett haftete an den gemeißelten Strukturen; die Musik spottete, schmeichelte und fauchte so geistreich, dass man nahezu geneigt war, das harmonisch quer stehende Rauschen der Klimaanlage für eine zusätzliche Stimme zu halten. Trotz der knochentrockenen Akustik langten die Spieler, hörbar vertraut mit der historischen Aufführungspraxis, mutig zu. Und wie sie sich subkutan darin einig waren, wie welche Phrase in diesem Moment zu gestalten sei, das war ein beglückender Aufruf zum herrschaftsfreien Musizieren.