Eine TV-Kritik von Tino Lange

Ein achter Platz für Selig und ein 16. Platz für Bernd Begemann und Dirk Darmstädter: Das war die durchwachsene Bilanz der Hamburger beim "Bundesvision Song Contest". Warum traten Dirk, der gebürtige Hamburger, und Bernd, der gebürtige Westfale, nicht für Hamburg oder Nordrhein-Westfalen an? Sondern für Niedersachsen? Hatte Lena Meyer-Landrut keine Zeit? So gab es für die beiden alten Recken, die ihre Chancen vorab sehr realistisch eingeschätzt hatten ("Alles andere als ein 16. Platz wäre ein Riesentriumph"), nicht mal aus Niedersachsen mehr als vier lokalpatriotische Mitleidspunkte.

Aber auch ohne diesen Reinfall darf am Sinn des "BuViSoCo" gezweifelt werden. Bei seiner Premiere 2005 war Stefan Raab angetreten, dem deutschen Pop-Nachwuchs eine Bühne und dem "Eurovision Song Contest" eine Antwort zu geben. Nur welche Chance hat der Nachwuchs, wenn Kandidaten auf die Bühne stolzieren, die schon wochenlang omnipräsent in den Charts und Medien sind? 2005 waren Juli und Fettes Brot, 2006 Seeed und Revolverheld, 2009 Peter Fox und dieses Jahr Unheilig, Silly und Ich + Ich auf den vordersten Plätzen. Nur 2007 und 2008 konnten sich mit Oomph! und Subway To Sally zwar etablierte, im Mainstream aber eher unbekannte Bands an die Spitze setzen - aber oh Wunder, das waren auch die Jahre mit den schlechtesten Quoten. Und so wird der Pop-Abend auf ProSieben vorhersehbar. Spießig wie die ZDF-Hitparade. Würde man dem Stefan Raab des Jahres 1998 ein Video vom letzten "Bundesvision Song Contest" zeigen, würde er sofort ein Spottlied schreiben. Über Stefan Raab 2010.