Zum Solidaritätsfest am Sonntag kamen über 6000 Menschen

Hamburg. Zwischen Volksfest, Protestdemo und Trauerfeier schwankte die Stimmung gestern beim Solidaritätsfest für das Altonaer Museum, das zum Jahresende geschlossen werden soll. Mehr als 6000 Menschen waren gekommen, um gegen die kulturpolitischen Beschlüsse des Senats zu demonstrieren. Schon am Vormittag war das neue Glasfoyer teilweise überfüllt. Tausende trugen sich in die Unterschriften-Listen ein, um persönlich gegen den Sparbeschluss des Senats zu demonstrieren. Im Laufe des Tages füllten sich die Frontscheiben mit Porträtfotos von Besuchern, die sich mit dem Motto "Wir sind das Altonaer Museum" fotografieren ließen. Den ganzen Tag über gab es gut besuchte Führungen durch alle Abteilungen des Hauses - vom Gemäldemagazin bis zur Textilsammlung, vom Postkartenarchiv bis zur Ausstellung "Stadt, Land, Fluss".

Noch vor dem Wochenende hatte ein Vertreter der Kulturbehörde die Museumsleitung darauf hingewiesen, dass aus Sicherheitsgründen nicht mehr als 199 Menschen gleichzeitig das Museum betreten dürften, was museumsintern als Indiz dafür gewertet wurde, dass die Veranstaltung möglichst verhindert werden sollte. Dennoch entschloss man sich, den Zugang nicht zu limitieren, brachte aber überall Schilder mit dem Hinweis an, dass das Betreten des Hauses auf eigene Gefahr erfolge. Limitiert wurde allerdings der Zugang zum Forum, dessen Kapazität schon eine Viertelstunde vor Beginn der Podiumsdiskussion "Sparzwang und Kultur-Harakiri - wohin führt die Hamburger Kulturpolitik" erschöpft war. Fast zwei Stunden lang kritisierten Lisa Kosok (Historische Museen Hamburg), Museumsdirektor Torkild Hinrichsen, Schauspielhaus-Geschäftsführer Jack Kurfests, ver.di-Landesbezirksleiter Wolfgang Rose, Till Haupt von der Gängeviertel-Initiative, der Kunsthistoriker Hermann Hipp und der SPD-Landesvorsitzende Olaf Scholz die zum 1. Januar 2011 geplante Museumsschließung.

Da weder Kultursenator Stuth und Staatsrat Hill noch die kulturpolitischen Sprecher der Bürgerschaftsfraktionen von CDU und GAL teilnahmen, war das Regierungslager nur durch Sven Kuhfuss (GAL), den stellvertretenden Vorsitzenden der Bezirksversammlung Altona, vertreten. Doch auch er wandte sich gegen die Schließung. "Schreiben Sie ihren Bürgerschaftsabgeordneten", riet er dem erbosten Publikum zu, aus dem die Kulturpolitik von GAL und CDU heftig und teils sehr emotional kritisiert wurde.