Der chinesische Pianist Niu Niu spielt einen Soloabend mit Werken von Chopin

Laeiszhalle. Es gibt Menschen, die sind einfach schneller als andere. Der chinesische Pianist Niu Niu (das heißt in etwa: Kleiner Büffel) ist so einer. Mit drei begann er, bei seinem Vater - ein Musikschul-Rektor - Klavier zu lernen. Mit acht war er jüngster Student am Konservatorium Shanghai. Mit neun gastierte er zum ersten Mal in Hamburg. Mit elf bekam er einen Plattenvertrag bei der EMI, mit zwölf wird er der jüngste Künstler, der alle Chopin-Etüden auf CD eingespielt hat. Jetzt ist er 13, kennt viele der großen Konzerthallen der Welt, und studiert in Boston. Wunderkind - Chinese - Drill - perfekte Technik - null Gefühl? Bei Niu Niu ist das anders. Wer seine Chopin-Etüden hört, merkt: Hier spielt einer mit einem Grad geistiger Durchdringung, die auch bei einem Erwachsenen erstaunlich wäre. Der Junge, der eigentlich Zhang Shengliang heißt und seinen Spitznamen zum Künstlernamen gemacht hat, konnte das mit einer ganzen Reihe emotionaler Eselsbrücken erreichen. Er leiht sich Gefühle, die er in seinem Alter noch nicht im wirklichen Leben erfahren hat, von Charakteren aus Comics oder Geschichten, in die er sich hineinversetzt. Oder aus Auseinandersetzungen mit den Eltern.

Das Resultat ist verblüffend und großartig. Anders als bei seinem chinesischen Klavierkollegen Lang Lang, der anfangs mit überwältigender Technik eine gewisse Emotionsfreiheit überspielte, scheint bei Niu Niu von Anfang hohe künstlerische Reife auf. Er findet die innere Sprache der Musik, deutet sie in großer Gelassenheit aus und entdeckt immer neue Feinheiten, mit denen er auch Kenner verblüfft. Sein Chopin hat Herz und Seele. Wer ein Wunderkind hören will - hier ist es!

Niu Niu spielt Chopin So 3.10., 18.00, Laeiszhalle, Großer Saal (U Gänsemarkt), 25.- bis 45.-