Wie schon in ihrem Knef-Abend spiegelt Gilla Cremer in “An allen Fronten - Lili Marleen & Lale Andersen“ ein weibliches Künstlerschicksal.

Hamburg. Dass sie mit "Lili Marleen" einen Welthit landen würde, war der Sängerin Lale Andersen nicht bewusst, als sie Anfang der 30er-Jahre von Bremerhaven nach Berlin ging, um Seemannslieder zu trällern. Bei Gilla Cremer ist sie da noch das unbedarfte blonde Mädel in Matrosenshirt und Marlenehose. Wenig später dudelt das von Hans Leip und Rudolf Zink verfasste "Lied des Wachtpostens" an allen Fronten von Korea bis zum Kosovo.

Wie schon in ihrem Knef-Abend spiegelt Gilla Cremer in ihrem Liederabend "An allen Fronten - Lili Marleen & Lale Andersen" in den Hamburger Kammerspielen ein weibliches Künstlerschicksal zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Wie immer singt sie entäußernd und entwaffnend, hangelt sich diesmal aber eher monologisierend als spielend an der Biografie entlang.

Zu Hochform läuft sie auf, als Andersen nach acht Jahren, in denen sie von den Nazis und ihren Gegnern des Verrats beschuldigt wurde, nach Jahren kriegsbedingter Trennung, ihre große Liebe, den Komponisten Rolf Liebermann wieder trifft. Sie sei in eine "Beziehungslosigkeit zur Zeitgeschichte" geraten, bekennt sie.

Als sie dann mit brüchiger Stimme noch einmal "Lili Marleen" anstimmt, ist die Gänsehaut perfekt.

Gilla Cremer: An allen Fronten - Lili Marleen & Lale Andersen Termine bis 15. März, Kammerspiele, Hartungstraße 9, Karten T. 0800/413 34 40